unser Speedboat jagt dahin.
Wolken fluechten schnell.

Wir verlassen die Hauptstadt Wellington mit der Interislander-Faehre. Mit mir reist Ulf aus Kristianstad nahe Malmoe in Schweden.
Er ist Schiffskoch auf einem Frachtschiff und hat einen Hund namens "Bamse". Ulf ist 23 Jahre alt und hat ein froehlich, aufgekratztes Wesen. Sein Alter entspricht meinem gerade in einem Gesundheitsshop festgestellten metabolischen Alter. Ich schaue genau hin, wie man so ausschaut, wenn man 23 waere.
Als wir uns dem Malborough Sound annaehern, sehen wir sie wieder,
die schlafenden, gruenen Drachen.
und sehen bereits den Hafen von Picton vor uns,
der sehr idyllisch gelegen ist. Picton liegt wie in einem Nest am hinteren Ende des Queen Charlotte Sounds. Ein Fischereihafen ganz ohne Hektik und ohne Menschenmassen. Ein perfekter Platz zum Relaxen.
Der kleine Hafenort begruesst mich mit einer froehlichen Federwolke, und ich checke in eine gemuetlichen YHA-Jugendherberge ein, die den Slogan hat:"Wenn du weit von zu Hause bist, findest du hier ein zu Hause." Das gefaellt dem Weltenbummler.
Abends zeigt sich Picton dann folgendermassen:
Die Passagiere sind sehr jung.
Das Wetter zeigt nicht gerade seine beste Seite Es ist aber noch nicht hoffnungslos. Der Wellengang ist heftig, sodass wegen der Wasserspritzer von beiden Seiten die Bank am Heck bald geraeumt ist.
Hinten verlaesst die Faehre von Picton nach Wellington unseren Sound. Von weitem sind bereits die "Drachenberge" zu erkennen, die sich laengs der neben uns liegenden Halbinsel erstrecken.
Der Katamaran setzt uns am Anleger von Shipcove ab,
und haelt sich garnicht lange auf, sondern nimmt schnell wieder Kurs auf Picton.
Unten ist die Gesamttour zu erkennen, die rechts in Shipcove beginnt,
und dann in mehreren Etappen nach links bis zum Ort Anakiwa fuehrt. Es sind insgesamt 71 km, und normalerweise setzt man dafuer 4-5 Tage an. Ich habe mir vorgenommen, diese Strecke in 3 Etappen zu schaffen. Das bedeutet, ich muss jeden Tag mehr als 20 km laufen.
Erster Tag: Von Ship Cove nach Camp Bay
Heute sind 27 km zu bewaeltigen. Am Startpunkt werden dafuer 9 Stunden veranschlagt.
Vor Ship Cove, wo wir von Bord gehen, ankerte der beruehmte Captain James Cook mehrere Male zwischen 1770 und 1777, natuerlich weil er hier eine so schoene Bucht fand.
Nach meinem Abmarsch geht's gleich steil nach oben mit meinem 15 kg-Rucksack, den die Cougar Line freundlicherweise direkt zu meinem Zielort bringen wollte. Ich lehnte dies Angebot aber aus alter Gewohnheit ab.
Nach einer knappen Stunde hat man einen ersten Ausblick auf die Motuara Insel und einen Teil des Queen Charlotte Sounds.
Bald kann man auch in die naechste Bucht, Resolution Bay, hinunterblicken. Diese erreiche ich nach knapp 2 Stunden.
Grandiose Ausblicke auf weitere Buchten wie die Tawa Bay, die Big Bay und Camp Bay schliessen sich an.
Inzwischen hat sich das moderate Grillenzirpen zu einem lauten Dauersound entwickelt. Das hat mich zu folgendem Haiku inspiriert.
HAIKU
ohrenbetaeubendem Sound.
Ein Faun tanzt dazu.
Natuerlich kann man Faune normalerweise nicht sehen, denn sie verwandeln sich oft in kleine Baeume oder Farne, deshalb wird euch an den Bildern nichts Ungewoehnliches auffallen.
Falls doch, besitzt ihr eine aussergewoehnliche Wahrnehmung.
Bald verkehrt sich das Wetter zu einem anfangs noch moderaten Nieselregen. Im Fussballerjargon nennt man das "Fritz-Walter-Wetter", bei dem die deutsche Nationalmanschaft damals immer besonders gut spielte. Auch ich komme bei diesem Wetter besonders gut voran und erreiche bereits nach 6 statt nach 9 Stunden Camp Bay, meinen Zielort fuer heute
Leider muss ich dort mein Zelt im mittlerweile staerkeren Landregen aufbauen. Dieser Tag ist damit gelaufen.
Zweiter Tag: Von Camp Bay nach Portage Bay
Wieder erstmal ein steiler Aufstieg
und nach nicht allzu langer Zeit
hat man einen Blick nicht nur nach links zum aufgewuehlten Queen Charlotte Sound hinunter,
sondern jetzt auch nach rechts, in den ruhigen, klaren Kenepuru Sound.
Wahnsinn, vom Bergkamm kann ich auf beide Seiten 'runtergucken. Doppelpanorama!
Aber warum eigentlich immer 'rauf und 'runtergehen?
In Chile gab es staendig Bergfluesse, deren tiefeingeschnittene Flusstaeler auf- und abgewandert werden mussten.
Aber hier gibt es ueberhaupt keine Flusstaeler.
Es gibt nur eine einzige Erklaerung fuer dieses staendige Auf- und Ab:
Es muss der gezackte Rueckenkamm eines Drachen sein. Wow! Dass ich nicht schon frueher drauf gekommen bin. Ich bewege mich auf dem Ruecken von schlafenden Drachen, die sich als gruene Huegel getarnt haben. Mein Gott, wenn sie nur nicht aufwachen und aufstehen, dann....
Bitte seid ganz leise. Genau, danke!
Mein weiterer Weg fuehrt durch die Bay of Many Coves,
bis ich schliesslich den Torea Sattel erreiche. Dort verlasse ich den Bergkamm und wandere hinunter nach Portage Bay und noch ein kleines Stueck weiter nach Cowshed Bay, denn dort gibt es einen Zeltplatz.
Die Sonne brennt noch heiss, als ich ankomme. Fuer 23 km-Wegstrecke habe ich 6,5 Stunden gebraucht.
Kaum habe ich die Campsite betreten, fangen 2 Frauen aus Nordengland laut an zu lachen. Ich frage sie:"What are you laughing about?" Aber ich verstehe nur Queen Charlotte Track, ob ich da herkaeme, und das Gelaechter geht wieder los.
Waehrend ich mein vom Morgen noch tropfnasses Zelt in der Sonne trockne, kommt eine der beiden, Irene, angelatscht und fragt mich, ob ich Tee oder Kaffe moechte. Ich sag:"coffee please." "Mit Zucker?" "yes." "Wieviel?" "much" "Aber wieviel?" "2 spoons." "Auch Milch?" "yes please."
Und dann klaert mich Irene ueber das Lachen auf. Sie waren gestern auch auf dem Treck und hatten eine komplette Ausruestung zum Zelten und Kochen dabei, aber leider keine Schlafmatten. Die Zimmer in den umliegen Hostels waren alle ausgebucht, so hatten die beiden eine extrem kalte und kurze Nacht und zogen es vor, sehr frueh im Regen weiterzuwandern. Heute Mittag kamen sie zu ihrem Wohnwagen zurueck. Dieser Reinfall entlud sich dann irgendwie, als ich aus derselben Richtung kam. Und als Entschaedigung bekommen ich nun meinen Kaffee.
Ausserdem gibt's hier eine wunderbare Badebucht, wo ich erstmal ein paar Runden schwimme.
Abends kloene ich dann noch ausgiebig mit Regina und ihrem Zuericher Freund. Die beiden haben in ihrem Van Lars aus Hamburg mitgenommen, dessen Wagen gerade repariert wird. Lars war mal 1 Jahr in England und hat einen ganz hervorragenden slang. Es gibt Rum mit und ohne Cola und einen kleinen Becher auch fuer mich. Als dann noch Penny, die zweite Unglueckswanderin dazukommt, wird's richtig lustig.
Dritter Tag: Von Portage Bay nach Anakiwa
Von der Bay muss ich wieder hochgehen zum Torea Sattel. Dann geht's ueber den "Drachenruecken" weiter westwaerts.
Dieser fruehe, klare Morgen bietet fantastische Aussichten auf die umliegenden Berge, die noch von Nebelschwaden umgeben werden.
Hier ist eine Auswahl dieser Morgenbilder.
kann ich auf Lochmara Bay hinabblicken.
Heute geht's irgendwie langsamer voran. Fuer die letzten 21 von 71 km werde ich glatt 7 Stunden brauchen.
Als ich mittags lunche, halten die entgegenkommenden Anna und Michael aus Heidelberg bei mir an. Anna gibt mir Suedinsel-Tipps, und ich revanchiere mich mit Empfehlungen fuer die Nordinsel. Michael ist ein bischen stur und treibt das "Siezen"-Spiel noch eine Weile, bis auch er damit aufhoert.
Am fruehen Nachmittag erreiche ich Anakiwa.
Um 4 Uhr faehrt mich die Cougar-Faehre zurueck nach Picton.
Abends sitzen wir dann noch in einer netten deutschen Gruppe zusammen mit 2 Maedels aus Bremen, Ben aus Berlin und Arne , Michel und ich aus Hamburg (Arne kenne ich schon aus Taupo). Ist mal nett, einfach ungehemmt deutsch reden und sich auch in Zwischentoenen ausdruecken zu koennen. Entsprechend gross ist unser Gegacker.
Am naechsten Morgen ueberfaellt uns ein regelrechtes Unwetter, und als ich mich von Arne verabschiede,

lacht der trotz des heftigen Regens.
Wird schon wieder!
Hasta la vista
Wolfgang
1 Kommentar:
Versteckt im Baumfarn
entzieh´n sich dem Doppelclick
Drachen und Faune.
Speedboat wondaboy
jagt über Drachenrücken -
Wondafaun gackert!
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