22. März 2009

KEPLER TRACK

Alpines Crossing
fordert mir allerlei ab.

Bald faellt hier Neuschnee.






Ich verlasse Queenstown mit dem Ziel Te Anau. Am spaeten Nachmittag komme ich dort im YHA an, genau wie Solveig aus Norwegen, James aus England und Barak aus Israel.
Mit diesem netten Trio lande ich in einem Zimmer. Sie kommen noch ganz aufgedreht vom Kepler Track zurueck, hatten bestes Wetter, sind aber von Sandfliegen zerstochen worden. Ich quetsche sie aus, denn ich werde die gleiche Runde drehen, nur umgekehrt. Starker Regen wird fuer morgen vorausgesagt, und deshalb beginne ich lieber mit dem leichteren Streckenabschnitt.

Erstmal geniesse ich aber den schoenen sonnigen Abend am
See von Te Anau .











Am naechsten Morgen warte ich noch den Starkregen ab, der seit 4 Uhr morgens auf den Boden prasselt und wandere gegen 10 Uhr los.








Das Wetter ist nicht mehr ganz so nett wie am Abend zuvor, aber immerhin hat es aufgehoert zu regnen.








Mit wackerem Schritt geht's los, erst um den See herum, dann hinter den Control Gates des Sperrwerkes entferne ich mich wieder vom See und folge dem Lauf des Waiau Flusses.







Nach ca. 6 Stunden bereits bin ich bereits am Zielpunkt, der Shallow Bay am Manapouri See. Dort
schlage ich mein Zelt auf. Ich treffe die junge Franzoesin Marie. Und kurz darauf kommt ein tschechisches Paar mit grossem Hallo dazu, denn die drei kennen sich von einem Landgut, auf dem sie vor ein paar Wochen als Pfluecker gearbeitet haben. Jetzt wird erstmal fuer alle Kaffee und eine Tafel Schokolade ausgegeben.

Spaeter sitzen wir am gemuetlichen Lagerfeuer




Lagerfeuer am See: aussen Camilla und Pavel aus Tschechien, in der Mitte Marie aus Frankreich




und erzaehlen erstmal unsere Geschichten. Gegen 22 Uhr kommt dann noch Julia aus Dresden ueber den Strand gewackelt. Sie hat nur ein Biwakzelt (=eine Art wetterfester Schlafsack mit Kopfschutz) und testet erstmal die nahegelegene Not-Huette vom DOC, aber dort wimmelt's von Muecken, und sie kommt zum Lagerfeuer zurueck.








Camilla hat nach 5 Jahren Taetigkeit als Psychologin ihren schlecht bezahlten und aufreibenden Job an den Nagel gehaengt. Ihr Freund Pavel ist Buchhalter, der sich von seinem Chef eine Auszeit ergattert hat.

Marie aus Strassburg ist Studentin der Palaeontologie und moechte im naechsten Jahr in Lyon ihren Master Abschluss machen. Nach einer teuren Startphase in Neuseeland hat sie sich einen Tageskostensatz von 5 NZ $ verordnet, deshalb schlaeft sie nur noch in ihrem Zelt, um die Herbergskosten zu sparen. Als sie vor Monaten in Auckland ankam, konnte sie kaum Englisch, jetzt plaudert sie schon munter drauflos

Julia ist angehende Aerztin und moechte ab Sommer ihre Doktorarbeit schreiben. Im Gegensatz zu uns anderen hat sie "nur" eine Urlaubszeit von 5 Wochen.

Nach ausgiebigem Kloenen und Sternegucken am Strand der Shallow Bay verschwindet jede/r muede in seinem Zelt.


Am naechsten Morgen beginnt fuer mich der Abmarsch um 7 Uhr,
als es gerade hell wird.








Die anderen sind Laengerschlaefer und verpassen diese Morgenbilder.









Dann wandere ich entlang des Iris Burn Flusses zwischen den Kepler Mountains und den Jackson Peaks in ein langgezogenes Tal mit nur leichter Steigung vorbei an Flechten ud Moosen..








Entgegenkommende Wanderer berichten von einer anhaltend schlechten Wetterlage. Inzwischen hat sich auch Dauerregen eingestellt.








Die Regenwaldlandschaft macht deshalb ihrem Namen alle Ehre.

Am fruehen Nachmittag erreiche ich die Iris Burn Huette mit einem kostenpflichtigen Zeltplatz, fuer den vorausgebucht werden musste.








Erster Eindruck: nass, kalt und Massen von sandflies (=Sandfliegen), die einen auffressen, wenn man nicht aufpasst.








Also rein ins aufgebaute Zelt und so lange wie moeglich drin bleiben. Endlich komme ich mal wieder zum ausgiebigen Tagebuchschreiben.


Frueh am naechsten Morgen, wieder gegen 7 Uhr, verlasse ich den
Iris Burn Fluss mitsamt seiner Huette und dem Zeltplatz. Die sandflies schlafen noch, aber das was mir heute bevorsteht, ist nicht "ohne": 36 km waren an den ersten beiden Tagen insgesamt zu bewaeltigen, alleine heute werden es knapp 33 km sein. (Denn auf dieser Strecke liegt zwar eine Huette, nicht aber ein Zeltplatz. Und Huetten sind hier seit Monaten ausgebucht.)
Die Laenge ist aber nur die eine Herausforderung. Der einfuehlsame Huettenwart hat mir bei der Zeltplatzkontrolle schon mitgeteilt, dass schwerer Regen an diesem Tag auf mich wartet.









Und moeglicher Steinschlag.

Na, denn mal los, hilft ja nix!








Vor dem Sonnenaufgang habe ich einen schoenen Blick in das Flusstal, das ich jetzt mit einem ziemlich steilen Aufstieg verlasse, um die Jackson Peaks zu erklimmen. Das zieht sich im Zickzack fast 2 Stunden hin, bis ich oben auf dem Kamm ankomme.








So schaut's da aus, aber heftiger Wind wartet neben dem Regen auf mich. Mein lieber Mann!








Und nachdem ich die ersten paar hundert Meter ueber den Kamm gegangen bin, weiss ich woher der Wind weht.








Und vor allem, wie stark er weht. Tueckisch ist, dass ausser der normalen Grundlast von Windstaerke 5-6 ueberfallartige Boeen von der Staerke 7-8 ueber den Kamm blasen. Einmal wird mir sogar der mit Gummizuegen gut befestigte Regenschutz vom Rucksack heruntergerissen. Im letzten Moment bekomme ich ihn mit einer Hand zu fassen, bevor er vom Berg runtergeweht wird.

Das alpine Crossing wird die naechsten 4 Stunden und meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen. Die folgenden Bilder sind Zeugen dieser Gipfeltraverse, obwohl meine klammen Finger kaum in der Lage waren, den Ausloeser der Kamera zu betaetigen.












Da ich langsam anfange zu frieren, bin ich heilfroh ueber die obige Nothuette, wo ich mir regen- und windgeschuetzt ein Extrafleece unter der Regenjacke anziehen kann.














Zwischen Begeisterung, Bewaeltigungsstolz und immer wieder Staunen bleibe ich stehen,








um die Panoramen zu betrachten. Aber Bewegung ist die bessere Option als Stillstand, denn inzwischen hagelt es sogar.












Gegen halb sechs erreiche ich Te Anau, mit runden Fuessen!








Zum Abschluss oeffnet sich nochmal der Himmel, als wollte er sagen:"Sorry, aber den blauen Himmel gibt's noch. Vielleicht beim naechsten Mal wieder!"

In der Nacht faellt Neuschnee auf den Bergen,
genau dort, wo ich gestern noch ueber den Bergkamm kletterte. Bei der Abfahrt am naechsten Morgen von Te Anau kann man es sehen.








Aber auch auf anderen Bergspitzen ist waehrend der Rueckfahrt nach Queenstown Schnee zu erkennen.








In Queenstown gibt es noch einige wunderbare Impressionen:








oben: Die Ruestung eines Zwerges - Kunst oder Requisite aus "Herr der Ringe"?





Die besondere Lage am See, der Strand, das interessante Nacht- und Tagleben mit dem kuenstlerischen Touch und die umgebenden Berge machen den besonderen Charme von Queenstown aus.









Und als ich auf der gegenueberliegenden Seeseite im Hintergrund die Bergkuppen seh', denk' ich an den Kepler Track, der mir genau das abgefordert hat, was ich in Chile, in Torres del Paine, erwartet habe: Naesse, Kaelte und starken Wind. Dies war (wetterbedingt) mein haertester Treck bisher.







Mal sehen, was noch kommt.










Hasta la vista
Wolfgang

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