freundliche Menschen.
Auf der Rueckfahrt von Moorea nach Tahiti
komme ich mit Uwe (nicht der oben mit der Schirmmuetze), einem 55 jaehrigen Lehrer aus Hamburg ins Gespraech. Er nutzt ein dienstfreies, unbezahltes "Sabbat-Jahr", um eine ca. 6 monatige Weltreise zu machen und zwar "rechtsdrehend", umgekehrt zu meiner Reiserichtung, aber mit sehr aehnlichen Laenderschwerpunkten.
Verrueckt: wir reisen uns entgegen, treffen uns ziemlich genau in der Mitte bei Tahiti, und die Vergangenheit des einen ist die Zukunft des anderen. Deshalb wird unser knapp halbstuendiges Gespraech (so lang dauert die Ueberfahrt) auch ein reger Austausch.
Mit dem polnischen Paar Masscha und Vaschek (aussen im Bus sitzend) fahre ich am Mittwoch in Richtung Flughafen, um in der Naehe zu uebernachten und am naechsten Morgen nach Auckland zu fliegen.
An der Garderobe des Flughafens Faaa dicht bei Papeete
haben tahitianische Krieger ihre Kleider und Waffen abgelegt. An der Decke haben sie ihr Kriegskanu befestigt. Praktisch!
Unsere Maschine wartet schon. Aber keine Angst, diesmal fliegen wir tatsaechlich ab und zwar wie geplant am Donnerstagmorgen. Flugzeit wieder etwa 5 Stunden: Gegen 13.30 Ortszeit sollen wir in Auckland ankommen.
Pierre aus Paris, ein sehr gut aussehender junger Weltenbummler, sitzt neben mir im Flugzeug der Air Tahiti.
Und heute werden hier die Stewardessen von den Stewards uebertrumpft. Die tragen naemlich perfekt sitzende dunkelblaue Jacken mit Stehkragen, auf der Herzseite eine aufgestickte weisse Blume.
Einer laechelt mich an. Dieses Gesicht kenne ich doch, und die Augen sehen aus wie die von ....
Frodo!
Als wuerde er nicht nach Neuseeland, sondern direkt nach Mittelerde fliegen, um dort Teil 4 von Herr der Ringe zu drehen. Als Frodo seine Jacke auszieht, kommt darunter ein hellblaues, perfekt geschnittenes Hemd ebenfalls mit einem Stehkragen zum Vorschein. Ich kann ihn nicht aus den Augen lassen, trotzdem frage ich Pierre neben mir, was er denn so getrieben habe.
Er war in Peru, Uruguay und Chile. Er ist Angler. Im Rio Serrano hat er einen 15 kg schweren Lachs gefangen. Jetzt will er erstmal auf die Suedinsel von Neuseeland, auch wandern, aber vor allem angeln. Respekt, Pierre, 15 kg aus dem Wasser zu holen, da gehoert was zu. Nach 6 Monaten linksdrehender Weltumrundung (wie ich) will er Mitte April wieder in Paris sein.
Inzwischen fliegen wir Mittelerde an.
Und wie es im Fantasybereich so ist, macht die Zeit ploetzlich, was sie will. Sie will naemlich einen Tag spaeter sein. Und deshalb landen wir nicht am Donnerstag, sondern am Freitag um 13.30 Uhr. Ich hatte mich schon auf einen Abend mit Leonard Cohen gefreut, der am Donnerstagabend in Auckland auftreten sollte. Aber wie gesagt, es ist bereits Freitag.
(Des Raetsels Loesung ist natuerlich, dass wir die Datumsgrenze ueberflogen haben. Verrueckt ist auch, dass ich wie ueblich am fruehen Sonntagmorgen Sabina anrufe und sie sagt, ich haette Glueck, dass ich sie erwische. Es sei naemlich Samstag, 21 Uhr in Deutschland.)
Hier checke ich nach einer Busfahrt vom Flughafen nach Auckland ein.

Im staedtisch-doerflichen, aber obercoolen Stadtteil Ponsonby, direkt zwischen dem lauschigen Western Park und den hochinteressanten Strassen Ponsonby Road, "K"-Road und Queensstreet mit ihren vielen Szene-Kneipen, den abgefahrenen Geschaeften und dem Gemisch aus Menschen vieler Erdteile liegt der Hostel-Tipp von Uwe: das Verandahs mit rueckwaertigen Veranden in Richtung Park.
Nach kurzer Zeit erfasse ich, dass Auckland eine wirkliche Klassestadt ist.
Kurz zur Geschichte:
Die Maori als Ureinwohner liessen sich vor etwa 650 Jahren in der Region Auckland nieder. Sie nutzten die ca. 50 Vulkankegel der Gegend als natuerliche Staetten fuer ihre befestigten Siedlungen.
Ab 1840 uebernahmen die Briten gegen schwachen Widerstand der zerstrittenen Maori-Staemme die Region, besiedelten sie und nannten die Stadt Auckland (nach dem englischen Kommandeur Lord Auckland).
Heute ist Auckland die groesste Stadt Neuseelands mit 1,3 Mio. Einwohnern. Das ist ein Drittel der Gesamtbevoelkerung. Und unter der Stadt befinden sich immer noch die 50 Vulkane. Aber keine Angst, die Wahrscheinlichkeit, dass einer davon "hochgeht" sagt, dass es nur alle Million Jahre passiert.
Hier sind einige Impressionen der Stadt:
Am liebsten gehe ich zum Relaxen in den Victoriapark, weil man da so ausgesprochen entspannt Kricket spielt.
Und massenhaft Platanen spenden Schatten, auch den Dudelsackspielern, die neben mir beherzt in die Tasten greifen. Vielleicht ist dies ein Beispiel fuer das Geheimnis der Stadt: Wurzeln und Brauchtum der verschiedenen Nationalitaeten, die sich in Auckland niedergelassen haben, werden gepflegt und trotzdem lebt man friedlich und interessiert mit den anderen zusammen.
Ein solch quirliges europaeisch-maorisch-amerikanisch-asiatisches Voelkergemisch habe ich noch nicht erlebt. Toll! Und gleichzeitig demonstrieren auf der Queensroad ca. 50 Tamilen gegen den "Genozid" Sri Lankas am tamilischen Volk und fordern Indien (hier in Neuseeland) auf, die "tamilische Sache" zu unterstuetzen. Natuerlich erscheint auf ihren Plakaten das Wort "tamil tigers" nicht. Die heimische Terrorgruppe bleibt unerwaehnt.
Statt sich des Terrors zu bedienen, pflegen die Maori hierzulande alte Rituale, die sich z.B. in ihrem Gesichtsausdruck wiederspiegeln.
Und am Schoensten finde ich vor Spielen das Eingangsritual der "All Blacks", der beruehmten heimischen Rugbymannschaft.

und gleich dazu das Suchbild.
Wo befindet sich der Bunyee-Springer auf dem oberen Bild? Bitte zum Suchen anklicken!
Leider geht mir im Verandahs auf die Dauer das allnaechtliche "Always-Party-Gedoens" auf den Keks inklusive der Schreckensaugen des/der Diensthabenden vom Staff morgens um acht Uhr, wenn wieder mal 20-30 Bierflaschen und etliche Weinflaschen nebst Kartons in der WG-Kueche weggeraeumt werden muessen. Die Frage, wer das gewesen sei beantworte ich stets mit:"Sorry, I dont know. I was sleeping." Obwohl es ab + an selbst mir schwer fiel zu schlafen.
An meinem letzten Auckland-Tag mache ich mich (vorbei am irischen Fiddler) auf den Weg

zum Hafen, um mit der Faehre rueber nach Devonport zu fahren
Die Seefahrt inspiriert auch die Kinder.
Und drueben angekommen, fuehle ich mich ein wenig wie an der Elbe. Sehr nette Atmosphaere in Devonport, dem Sommersitz fuer viele Aucklander. Man spielt Frisby, sitzt mit der Familie auf dem Rasen und immer schoen relaxt!
Genau mein Ding als Elbstaemmiger. Da fuehl' ich mich auch wohl.
Morgen verlasse ich das interessante Auckland, in dem das Eine sich friedlich im Anderen spiegelt,
und dann geht's weiter.
Wohin, wird nicht verraten!
Hasta la vista
Wolfgang
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen