11. Februar 2009

NACH ROTORUA






Dort, wo Erde kocht,

wehen Schwefeldaempfe hoch.

Blumen kuemmert's kaum.








Auf dem Weg mit dem Magic-Bus






geht's zunaechst zur Ostkueste der Coromandel-Halbinsel.


Hier gibt es einen Strand, den sogenannten Hotwater-Beach, an dem die Wassertemperatur an manchen Stellen bis zu 65 Grad ansteigen kann.








Auch die Stroemung ist gefaehrlich, sodass der Gang in's Wasser nur zwischen den gelb-roten Fahnen empfohlen wird.


Auf dem Schaubild am Strandweg ist zu sehen, wie die Hot water springs funktionieren.






Millionen Jahre alte (immer noch) bis zu 170 Grad heisse, eingeschlossene Felsen, erwaermen darueberliegendes Grundwasser, das durch Erdspalten als heisse Quelle nach oben zischt.







Vom oberen Kuestenrand kann man prima die ebenfalls wunderschoene Ostkueste von Coromandel bestaunen.







Im Gegensatz zur steinigen Westkueste gibt es hier auch viele Sandstraende.







Und es gibt interessante Plaetze wie Cathedral Cove, zu dem es einen Wanderweg gibt. Hier sind einige Impressionen von dieser Exkursion.










Abends landen wir in dem Ort Whitianga, wo man sich am Strand mit einer Schaufel eine warme Wasserkuhle graben kann.
Man kann aber auch wie ich ganz normal in der schoenen Strandbucht ins Wasser gehen und im kuehlen Wasser baden.


D
ie folgenden Bilder geben die schoene Abenstimmung in Whitianga wieder:












Am naechsten Morgen geht's mit einigen Zwischenstops in Kuestennaehe wie unten






weiter nach Rotorua, einem der meistbesuchten Orte der Nordinsel, wo ich im Treks einchecke.







Das Treks ist ein hoechstmodernes YHA (Jugendherberge) mit 5 Sternen, das gerne auch von "jugendlichen" Autoreisenden als Uebernachtungsstop genutzt wird (die Preise liegen hier zwischen 15 und 30 Euro).










Natuerlich kreuzt auch irgendwann byking Mike hier auf.







Angenehm finde ich, dass Neuseelaender mich oft persoenlich ansprechen:"How are you?" (Wie geht's dir?) oder "How was your day?" (Wie ist es dir heute ergangen?). Das baut einen erstmal auf, dieses Interesse Einheimischer an der eigenen Person.
Als mir jedoch sogar ein vorbeijoggender Mann im Park zuruft:"How are you?" und kaum noch in der Lage ist, meine Antwort zu verstehen, begreife ich, dass hier in der Kuerze die Wuerze liegt. Die Antwort muss heissen:"Fine!", und braucht keine detaillierte Beschreibung meiner inneren Gefuehlsablaeufe zu sein.




An einem Abend fahre ich mit der Gondel auf den nahegelegenen Berg Ngongotaha zum Skyline Skyride hoch







und geniesse den spektakulaeren Blick auf die Stadt und den See Rotorua
mit aufgesetztem Sicherheitshelm







und mit hohem Staunfaktor wie man sieht.

Runter geht's dann mit dem Luge. Das ist ein dreiraedriger Pistenroller, der uns 2 km abwaerts ueber eine kurvenreiche Strecke fuehrt. Ich fahre 2x runter. Beim erstenmal habe ich eine koreanische Familie vor mir, die im Schneckentempo nebeneinander faehrt. Dann aber!







Auf dem Weg "nach Hause" (witzig) moechte ich endlich wissen, warum es in Rotorua immer nach Schwefel riecht. Bald komme ich zum Kuirau Park, und dort gibt es an allen moeglichen Ecken ein Blubbern, Gurgeln und Schmurxeln. Ueberall steigt Rauch auf. Hier scheint die Erde ziemlich durchlaessig zu sein.















Am naechsten Morgen gehe ich zum Rotorua-Museum in Government Gardens.







Schon der Eingang ist beeeindruckend.







Aber auch die Parkanlage vor dem Museum ist wunderschoen.







Und hier steht das alte Badehaus vom Anfang des letzten Jahrhunderts, in dem das Museum heute untergebracht ist.







Innen schaut's dann vornehm-
englisch aus.








Zwei Ausstellungen interessieren mich besonders: 1) der Vulkanausbruch 1886 und 2) Maoris kaempfen gegen Hitler.

Der groesste Vulkanausbruch in Neuseeland fand 1886
statt. Er war ausserdem einer von 4 auf der ganzen Welt bekanntgewordenen Vulkanausbruechen, bei denen fluessiges (Basalt) Magma in grosse Hoehen geschleudert wurde. Der Ausbruch am 10. Juni 1886 am Mount Tarawera begrub die komplette umliegende Landschaft und 150 Menschen unter sich.

Die Eruption zerstoerte ausserdem das 8. Weltwunder, die beruehmten "Weissen Terassen" voellig.






Historische Bilder der "Weissen Terassen", rechts unten: Hotel nach dem Ausbruch



Mount Tarawera liegt ueber einem der aktivsten vulkanischen Gebiete der Welt und als Konsequenz finden pro Jahr in ganz Neuseeland durchschnittlich 14 Tsd. mehr oder minder ausgepraegte Erdbeben statt.

Kurz vor dem Ausbruch im Juni wurde am 31. Mai 1986 auf dem Tarawera-See sowohl von Maori als auch von Europaern ein "Phantom-Kanu" gesehen.









Man befragte den grossen Priester Tuhoto, was das bedeute, und er antwortete:"Es ist ein Omen, ein Zeichen dafuer, dass dieses ganze Gebiet zerstoert werden wird." 11 Tage spaeter brach der Vulkan aus.


Danach schaue ich mir den Film "Ake! Ake!" ueber die legendaere B-Kompanie eines Maori-Bataillons an, das von 1940-45 in Griechenland, auf Kreta, in Nordafrika und Italien erfolgreich (vor allem bei Nachteinsaetzen) gegen Hitler-Deutschland und seine damaligen Verbuendeten kaempfte.




Bild links: Abfahrt aus Rotorua, rechts: Kameraden anfeuern beim Tauziehen



Von 3800 Freiwilligen starben allerdings 640 bei den Kaempfen, die oft nur mit Gewehren gegen weit ueberlegene Waffentechnik (schwere MGs, Flak, Kampfjaeger) gefuehrt wurden. Waehrend einiger Filmszenen und der beeindruckenden Interviews mit Veteranen und mit Familien- und Stammesangehoerigen ueber verstorbene oder heimgekehrte "Warriors" bin ich so beruehrt von der Gefuehlstiefe und mitfuehlenden Menschlichkeit der Maori, dass ich starke Nackenschmerzen bekomme. "Ake! Ake!" heisst uebrigens "Fuer immer und ewig!"


Mein Haiku dazu:






Tapfere Krieger!

Und immer wird gesungen,
immer und ewig.









in Anlehnung an Rowley Habib:



...Und immer wird gesungen.

Im Wuestensand von Aegypten wurde gesungen.

In den Strassen von Rom wurde gesungen.

Beim Auszug in den Krieg und bei der Heimkehr wurde gesungen.

Es klingen staendig Lieder und Gitarren.

Darueber, darunter und mitten hindurch, es wird gesungen, getanzt und gelacht.


Aus: The Raw Men - For the Maori Batallion, Rowley Habib




Nachmittags moechte ich den 30 km entfernt liegenden Schicksalsberg Mount Tarawera dann doch selbst erleben. Ich habe eine Tour mit einem Jeep mit Vierradantrieb dorthin gebucht,







denn als Einzelperson darf man das Berggebiet nicht betreten, weil es Privatbesitz eines Stammes ist. Wir fahren mit 8 Personen. Tourfuehrer und Fahrer ist Jeremy,







ein junger Bengel und Klugschnacker. Er hat eine droehnende Stimme.

Mount Tarawera ist der Heilige Berg des Maori-Stammes Ngati Rangithi. Als hoechster Berg im Stammesgebiet spielt er eine wichtige Rolle in der Stammeskultur. Hochrangige Stammesmitglieder: Haeuptlinge und Priester wurden in den Heiligen Gebieten des Berges bestattet.

Der Stamm verkaufte Bergbesuchs-Lizenzen fuer 10 Jahre an 3 ausgewaehlte Touristikfirmen, die "sanft" mit kleinen Besuchergruppen in Teile des Gebiet duerfen. Die dorthin fuehrende Schotterstrasse ist 1940 von Amerikanern angelegt worden, denn diese "Dschungel-Berg"-Region war Uebungsgebiet fuer GIs im 2. Weltkrieg.

Zum Mount Tarawera gehoeren insgesamt 11 Krater. Der hoechste Gipfel ist eine Art Plateau, auf dem frueher in Berghoehlen Haeuptlinge und Priester bestattet wurden.
Auf einem etwas tiefer gelegenen "Nebendome" (Es gibt 3 Domes =Berghochplateaus) wurden hochrangige weibliche Stammesmitglieder bestattet. Dieses Gebiet wurde vom Stamm zum Tapu (=heiliges Gebiet) erklaert und darf unter keinen Umstaenden betreten werden. Der Vulkanausbruch vernichtete natuerlich alle damaligen Graeber.

Am groessten Krater beginnen wir unsere Tour. Die "Juengeren" von uns, also Marie Helene und Mathew aus Quebec in Kanada,






Jeremy und ich steigen zum hoechsten Gipfel auf, waehrend die aelteren Herrschaften sich unten auf eine Bank setzen. Es ist teilweise sehr steil und vor allem schluepfrig wegen des kleinkoernigen vulkanischen Gesteins. Bergsteiger lieben Vulkane nicht besonders, weil es im Grunde riesige Schutthaufen sind und wenig festes Gestein gibt.

Aber die Wege sind nicht lang, deshalb halten sich die Anstrengungen in Grenzen, nicht aber unsere Begeisterung ueber diese tolle Vulkanlandschaft.












Findet ihr Vulkanlandschaften nicht auch gefaehrlich schoen?










Hasta la vista
Wolfgang

1 Kommentar:

Esther hat gesagt…

Lieber Wolfgang,
interessante und wunderschöne Fotos! Siri, Heike, Jessi und ich sitzen (neidisch?) staunend vor Deinen Bildern und die Kommentare
kannst Du Dir vorstellen "Scheiße, der hats gut!!!! Mannomannomann, warum sind wir nicht in Neuseeland geboren worden, Mann ey!
Und der strahlt immer und sieht so glücklich aus-Warum nur?
Naja, so ungefähr, wir gehen dann wieder an unsere interessante Arbeit, Gut, dass wir nicht in der Landschaft herumlaufen müssen,
sondern unseren geregelten Arbeitstag haben mit allem drum und dran, was wir so lieben! Nur kein Neid, Wolgang, versprochen?
Liebe , mitleidsvolle Grüße von Esther