24. Januar 2009

TAHITI UND MOOREA

Auf diesen Inseln
tickt die Zeit im Wellenschlag
.
Alles wird langsam.



Der Flug von Rapa Nui nach Tahiti war von vornherein ein Schwachpunkt meiner Reise und stand mir regelrecht bevor.



Ich wuerde kurz vor Mitternacht ankommen und mir dann im teuersten Urlaubsland ueberhaupt noch ein Zimmer suchen muessen. Telefonische Versuche vorauszubuchen waren bisher alle gescheitert.

Abends auf dem Weg zum Flughafen fing ich an, mir zu wuenschen, dass der Flug ausfallen moege, obwohl doch jeder weiss, dass man mit Wuenschen sehr vorsichtig und ausgesprochen verantwortungsvoll umgehen sollte.

Aber da stand sie doch schon, unsere mit Koffern und Rucksaecken beladene Maschine.



Und alle 400 bereits eingecheckten Urlauber warteten auf das Boarding-Signal von LAN.

Und warteten. - Ihr wisst schon, was kommt? - Genau! - Der Flug wurde aus technischen Gruenden abgesagt, und die Konsequenzen waeren selbst fuer eine deutsche Fluggesellschaft nicht einfach zu managen gewesen, aber fuer die chilenische LAN/Sektion Osterinsel war es eine Katastrophe:

Mal eben gegen Mitternacht in einem ausbebuchten Urlaubsort 400 Hotelbetten aus dem Boden zu stampfen, alle 400 mit Gepaeck dorthin zu befoerdern und am naechsten Morgen wieder abzuholen.

Ich lag dann um ein Uhr nachts in meinem Ausweich-Hotelbett und schlief ohne Gewissensbisse selig ein. Schoen, wenn Wuensche sich erfuellen.

Am naechsten Morgen fliegen wir um 10 Uhr mit der fuer Santiago bestimmten Maschine in die andere Richtung. 400 Santiago-Urlauber muessen vertroestet werden und verstehen die Welt nicht mehr, eine junge Frau weint. (Das wollte ich doch alles nicht!)

Wir kommen trotz 5 Stunden Flugzeit ebenfalls um 10 Uhr morgens an. Die Zeitverschiebung zu Deutschland erhoeht sich damit von 6 auf 11 Stunden. Aber toll, dass der Pilot von den 118 Inseln auf 5 Archipelen genau die richtige Insel findet, naemlich Tahiti. Findet ihr sie auch?


AUFGEPASST: Dieser Insel-Karte ist dunkelblau eine Europa-Karte unterlegt. Zum Vergleich der Groessenverhaeltnisse!


Alles klappt jetzt trotz feuchtwarmer morgendlicher 28 Grad: Ich bekomme am Bankautomaten des Flughafens mit EC-Karte das noetige Startgeld, schnappe mir sofort einen Bus, der mich zur Inselhauptstadt Papeete bringt und kann am Hafen in der Markthalle noch Verpflegung einkaufen, bevor die Faehre zur schoenen Schwesterinsel Moorea uebersetzt.


Moorea hat die Form eines pummeligen Engels und wird von einer 50 Quadratkilometer grossen Lagune umgeben, die ringsum von Korallenriffen zum offenen Meer geschuetzt wird.Tahiti und Moorea sind wie die Osterinsel vulkanischen Ursprungs. Moorea hat 17 Tsd. Einwohner und alleine Papeete auf Tahiti hat knapp 30 Tsd. Einwohner.


Dort gibt's einen Anschlussbus, der mich um die Insel kurvt


Mooreanische Seeraeuber fahren hier mit dem Bus.


und schon am Nachmittag checke ich im Chez Nelson direkt am Meer ein: Palmen , Pazifik und eine tuerkisblaue Lagune direkt vor meiner Nase! Kann mich mal jemand kneifen? Ich glaub', ich bin im Paradies. Hier herrscht Frieden, Ruhe und Gelassenheit.

Und schon der erste Abend bringt einen der besten Sonnenuntergaenge der letzten (und auch der naechsten) Tage hervor.



Das jedenfalls berichtet mir dieses sehr nette hollaendische Paar


Sorry, aber das Bild mit dem Bier war das bessere!


Willem aus Utrecht und Stijntje (spricht man: "Steentje") aus Leiden. Aber leidend kommen sie mir nicht vor, sondern munter und zugewandt. Willem bietet mir sofort Tauchmaske und Schnorchel an, damit ich die vielen Fische nicht nur von oben sehen kann: Man kann hier ausser vielen bunten und schoenen Kleinfischen in allen erdenklichen Farben auch kleine Haie (ca. 1 m lang) und groessere Sting-Rays (Rochen) sehen. Und ueberall sind kleine Korallenbaenke, wo es von Unterwasserwesen aller Art nur so wimmelt.

Leider fahren die beiden schon nach 2 Tagen ab mit dem (auch meinem spaeteren) Ziel Auckland auf Neu Seeland. Auf Neu Seeland wollen sie 4 Wochen bleiben und dann noch 2 Wochen nach Japan 'rueber (vielleicht treffen wir uns irgendwo, wenn nicht, schreibt doch im Kommentar, wie's euch ergangen ist).


Trotz heftigster Neigung, nur noch "abzuchillen" (neudeutsch fuer "faulenzen"), setzt sich hier und da meine Neugier nach Inselerkundung durch. Und so duese ich mit einem Rad herum und erlebe diese Inselansichten auf dem Weg zu Belvedere, der schoenen hochgelegenen Aussicht, von wo aus ich auch wieder ein wenig wandern kann


Im linken unteren Bild ist eine verrueckt gewachsene Palme zu besichtigen. Bitte Doppelklick!


Und hier sind wieder die ueblichen Verdaechtigen, die man so am Strand trifft,



naemlich Sting, der Bandenchef,

Teva, die Braunschwarze,



Torea, die Mutter,



Carmeline, ihre Tochter



und der kleine Albert mit seiner Mutter Torea,



den ich in der Daemmerung fuer eine Krabbe gehalten habe, weil er so schnell in einer Felsspalte verschand. - Sie gehoeren niemand, manchmal tanzen sie auf dem Tisch, oder sie liegen entspannt um Albert herum.



Unsere Tretboot-Tour zu den Sting-Rays, den Rochen, ist ein eindrucksvolles Erlebnis und faengt vielversprechend an. Zusammen mit dem Schweizer Marcel, dem Chilenen Gonzalo und seiner Freundin fahren wir fruehmorgens 'raus und koennen ein paar Bilder machen.




Beim Tauchen sehe ich ausser den Rochen auch 5 Haie. Einer der 8 Rochen schmust sich an und will sich von Gonzalo (hellblaues Hemd) und mir streicheln lassen. Zuerst haelt der Chilene aber lieber meine Hand.

Beim Kontakt mit dem Rochen spuere ich, dass sie abgesehen von ihrem tueckischen, rasiermesserscharfen Schwanz eine samtweiche Haut haben. Der hatianische Tourfuehrer einer anderen Gruppe toppt dann alles (Bild unten rechts), als er die Rochen an sich hochsteigen laesst. - Brrrrrrrrr...!



Bei einer Ueberlandfahrt finde ich auch interessante Hinweise auf die Ureinwohner von Moorea, die den Standort ihrer Wohnstaetten mit rituellen Handlungen (Pfeil und Bogen) bestimmten. Auch Menschenopfer wurden vor grossen Festen dargebracht, um die Goetter milde zu stimmen (Bild unten rechts).



Ansonsten sind die Bilder der Umgebung trotz monochromer Darstellung genauso eindrucksvoll wie die Insel heute noch eindrucksvoll ist.

Ebenso wie die Menschen, z.B. beim Tanzen eindrucksvoll sind.






Verstaendlich, dass ein Ur-Typ wie Marlon Brando nach seinem Schnupperkurs mit dem Film "Meuterei auf der Bounty" in der Rolle des Fletcher Christian reif fuer seine eigene Insel wurde (er hatte tatsaechlich eine kleine polynesische Insel gekauft und dort auch gelebt) und zwar nicht, weil Kapitaen Bly so ungerecht war, sondern weil ihn das Exotische, das Andere, das Wilde so unbaendig anzog, vor allem exotische Frauen.



1788 landete die Bounty auf Tahiti, und der "Sittenverfall" bei der Mannschaft des Schiffes begann. Muss ich hier vorsichtig sein?

Aber nein! Ich spuere, dass ETWAS in mir arbeitet. - Es ist eine Wandlung, eine Art von Transformation, die sich anbahnt - schon nach wenigen Tagen hier auf Moorea. Das Dumme ist, ich weiss noch nicht, worum es genau geht. Doch ich habe einen maechtigen Verbuendeten, der mir bei diesem Prozess helfen wird: den Engel "Transformation". Schon vor knapp 3 Monaten ist mir u.a. dieser Schritt angekuendigt worden. Jetzt soll's losgehen, denn ich habe die Karte "Transformation" erneut gezogen. Ich nehme mir Zeit, gehe in mich und finde heraus, dass mein bisheriger Reisestil von zu viel Planung und Wollen gepraegt war, obwohl es auch aeusserst spontane Wendungen gab.

Denn du kannst nicht reisen, ohne dich nicht auch mit deiner Umgebung zu verbinden und ... dich dabei zu veraendern. Das Gleiche hat die Mannschaft der Bounty in den Jahren nach 1788 erfahren, zerfiel in zwei Lager (der Veraenderungswilligen und der Veraenderungsgegner) und es kam zur Meuterei. - Eben ein Stoff der Weltliteratur, weil es ein archetypisches Thema der Menschheit ist.


Ich habe zu dieser Thematik folgendes Doppel-Haiku geschrieben:



TRANSFORMATION



Du musst es lassen.

Transformation geschieht dir.

Wollen verschwindet.



Werde wie Regen,

wie eine Welle im Wind

auf der Lagune.







Noch Fragen?

Falls ja:
Herkommen,
sich transformieren lassen.
Alles Weitere ergibt sich.








Hasta la vista
Wolfgang

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