zu den mächtigen Torres.
Wir fahren weiter.
1. Etappe bis zum Campamento Seron
Gegen acht verlaesst unser mit Wanderhungrigen vollgestopfter Bus Puerto Natales. Es ist nicht der einzige Bus. Jeden Tag findet ein Riesenauftrieb statt. Pro Jahr besuchen ueber 130 Tsd. Touristen den Nationalpark Torres del Paine als eines der attraktivsten Trekkinggebiete der Welt.
Geht man davon aus, dass jeder im Durchschnitt knapp eine Woche bleibt, dann befinden sich gleichzeitig mindestens 2-3 Tsd. Menschen im Gebiet dieses Nationalparks. Doch ich bleibe entspannt, denn am Ende wundert man sich, wo die alle abgeblieben sind und so schaue ich den Nandus
(Nandu=kleinerer Straussenvogel) und Guanacos zu, die nicht weit von der Strasse stehen.
Und nach wenigen Stunden koennen wir bereits sehen, welches Naturspektakel uns erwartet.
Nachdem wir den Bus verlassen und uns bei den Parkwaechtern registriert haben, lassen sich die meisten mit Kleinbussen weiterbefoerdern. Ich beschliesse, meine Wanderung schon hier zu beginnen und ueberquere erstmal diese Bruecke.
Doch als bald darauf ein Pickup neben mir haelt und ich zur Mitfahrt aufgefordert werde, kann ich nicht widerstehen, werfe meinen Rucksack auf die Ladeflaeche und steige zu dem jungen Guy aus Amsterdam und seiner chilenischen Freundin in den Wagen. Bei der Hosteria las Torres ist der Startpunkt aber unweigerlich erreicht, und ich beginne meine 9-taegige Tour ueber insgesamt etwa 130 km.
Zur Feier des Tages findet ueber mir ein Wolkenschauspiel statt. Bald merke ich, dass meine Form nicht die beste ist. Tagelange Entzuendungen in Mund und Rachen und einige Tabano-Stiche haben mir zugesetzt. Dazu kommt die Ungewissheit, ob der "Cirquito" also die grosse Runde um das Torres-Gebiet ueberhaupt begehbar ist, denn die Guardas haben den Cirquito zur Zeit nicht freigegeben.
Ich erfreue mich erstmal an der schoenen Umgebung und dem Wanderweg, der ueber Weidegebiete und durch die Pampa fuehrt.
Aber bald stosse ich auf Fluesse, die nicht einfach auf Steinen zu ueberspringen sind.
Und wo geht´s hier bitte zur Bruecke? Tja, die gibt´s hier nicht, also Schuhe und Hose aus, Sandalen an und durch den Fluss waten. Danach Kurztrocknung, alles wieder an und weiter. Irgendwann erreiche ich das Campamento Seron und schlage dort mein Zelt auf.
2. Etappe bis zum Albergue und Campamento Dickson
Bei Sonnenaufgang
mach´ ich das Sonnengebet.
Es ist bitter kalt.
Ich muss weinen, wenn
die Landschaft in mich eindringt,
in jede Pore.
die Landschaft in mich eindringt,
in jede Pore.
Es ist kein Schmerz, nein,
es ist die reine Freude,
die mich tief durchstroemt.
es ist die reine Freude,
die mich tief durchstroemt.
Die Story zum Haiku:
Ich stehe um 5.45 Uhr auf, wasche und rasiere mich und suche mir eine Lichtung, wo die ersten Sonnenstrahlen mich waermen.
Ich mache einige Uebungen, u.a. Tai Chi, das Sonnengebet und Pendeluebungen fuer meine Schultern. Als ich "mein Innen" und "das Aussen" bei tiefer Atmung immer bewusster wahrnehme, laufen mir die Traenen herunter. Es stroemt, weil es um mich herum so schoen ist. Und es gibt hier nichts und niemanden, vor dem ich mich schaemen koennte.
In dieser wahrlich besonderen Situation ist das obige 3 fach-Haiku in wenigen Minuten entstanden. Ich habe es mehrfach "ueberarbeiten" wollen, aber es ist mir nie eine bessere Version gelungen als die "aus dem Moment und dem Erleben" heraus. Das ist eben Zen!

8.45 Uhr breche ich mit meinem Rucksack auf, noch voller Dankbarkeit ueber das fruehmorgens Erlebte. Ich bin der Erste, der das Lager verlaesst.
Beides befluegelt mich anfangs als ich einen niedrigeren Bergpass ueberschreite und dann auf einem langgezogenen Pampa-Pfad zwischen Berg und See entlangwandere.
Zum Schluss muendet mein "Befluegeltsein" doch noch in Anstrengung, aber nach knapp 6 Stunden sehe ich vom Berg aus das Refugio und Campamento Dickson, das im Tal sehr idyllisch an einem See liegt.
Dort treffe ich einen sympathischen Amerikaner, der sich mit seinem japanischen Kumpel gerade aufmachen moechte, die von mir bewaeltigte Tagesstrecke in umgekehrter Richtung zum Campamento Seron zurueckzugehen.
Wanderer sind immer die beste Informationsquelle, und so frage ich ihn nach seinen bisherigen Etappen, die mir noch bevorstehen. Vor allem moechte ich wissen, ob der bisher gesperrte Pass wieder freigegeben sei, und er bejaht, man haette defekte Leitern und Bruecken inzwischen repariert. Die Passueberschreitung sei anstrengend gewesen, aber der Blick von oben sei das Schoenste gewesen, was er bisher erlebt haette.
Da bin ich bei mir aber gespannt, denn einige Superlative hatte ich ja schon. Vor allem aber bin ich erleichtert, weil der Cirquito wieder frei ist. Ich verabschiede mich von den beiden, baue mein Zelt auf und schau mir dann erstmal den See an,
der am naechsten fruehen Morgen, als ich meine Uebungen mache, noch schoener aussieht.
3. Etappe bis zum Campamento Los Perros
Die Muecken- und Fliegenplage im sonst so schoenen Campamento Dickson befluegelt meinen Aufbruch um 8.50 Uhr. Nach scharfem Anstieg gleich zu Beginn geht´s gemaechlicher durch einen Krueppelkiefernwald mit vielen Flussquerungen.
Heute ist noch einmal "Ausruhtag" mit einer nur viereinhalbstuendigen Tour. Gegen Ende muss dann noch ein Gletschersee erklettert werden.
Am oberen Rand des Gletschersees mache ich erstmal Essenpause. Dabei gibt´s dann immer den Rest meines Essens vom Vortag. Heute spaet nachmittags wird wieder eine Doppelportion neu gekocht. Ja und zu trinken gibt´s in dieser Gegend ueberall. Meine Flasche ist immer mit frischem Bergwasser gefuellt.
Bald erreiche ich das vom Parkeingang am weitesten entfernte Campamento Perron. Hier spielen Pferde als Transporttiere natuerlich eine grosse Rolle.
Ein paar Stunden spaeter treffen auch die "Studenten" als Spaetaufsteher ein. Es handelt sich um 6 junge Deutsche, die alle (bis auf einen) fuer 1 Jahr in Valparaiso als Gaststudenten Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurfaecher und Volkswirtschaftslehre studieren. Ich kenne sie schon vom Campamento Seron und wir werden uns auch weiterhin immer wieder ueber den Weg laufen.
Gibt jedesmal nette Gespraeche, auch wenn sie als knapp ueber 20jaehrige wirklich eine ganz andere Generation sind. Die meisten von ihnen studieren sonst in Hamburg, und obwohl sie keine Hamburger sind, scheinen sie sich dort wohlzufuehlen. Einer traegt sogar das St. Pauli-Totenkopfhemd, obwohl er aus Franken stammt.
Tja, St. Pauli triffst du auch am Ende der Welt, hoffentlich nicht am Ende der Tabelle.
Bis bald zum Bericht ueber TORRES DEL PAINE 2
Hasta la vista
Wolfgang
1 Kommentar:
Zum Haiku-Dreiklang:
Du in der Natur
Schönheit ist allüberall
Die Natur in dir
Schmerz oder Freude?
Wenn drei zusammenkommen
geht die Rose auf.
Tränen der Freude!
Ach du heiliger Bimbam -
Wondabay steckt an!
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