im Tal unter der Sierra,
Rausch die ganze Nacht.

Wenn ihr wissen wollt, wie es zur Bewohnung meines rechten Wanderschuhs kam, lest gerne den folgenden Bericht:
Gleich nach dem Frühstück hatte ich die Möglichkeit, mit 3 Tirolern und ihrem Nissan 4WD direkt bis in den Nationalpark Lago del Laja zu gelangen. Schon auf dem Weg dorthin konnten wir den Vulkan Antuco (ca. 15 Tsd. Jahre alt, 2985 m) sehen, denn wir fuhren gerade drauf zu.
An der Parkverwaltung angekommen, setzten mich die jungen Tiroler ab, und ich konnte noch schnell ein Foto von dem Trio machen.
Teil 2 des Berichtes:
(Uebrigens herrlich, einen Fortsetzungsbericht zu schreiben, da werden gleich einige etwas ungeduldig.)
Jetzt ging´s aber richtig los zu den Senderos (Pfaden).
Von der (unbemannten) Nationalparkverwaltung sollte nach dem von mir sehr geschaetzten Patagonien-Trekkingfuehrer von Ralf Gantzhorn eine leichte (!) mehrtaegige Rundwanderung um den Vulkan Antuco starten. Es sollte anders kommen!
Der erste Anstieg ca. 250 m ueber den Berggrat brachte mich gleich mal zum Schwitzen und Fluchen. Dafuer entschaedigte mich aber das zurueckliegende Panorama.
Oben angekommen konnte ich erst mal Luft schnappen und mich auf einer Zwischenebene ein wenig ausruhen. Bald ging´s rechts ab zur Meseta los Zorros (Zorro=Fuchs), einem Zeltplatz. Aber der Versuchung, dort mein Lager aufzuschlagen, durfte ich nicht erliegen, denn ich hatte noch einiges vor mir.
Vor mir lag naemlich ein weiterer Anstieg. Ausserdem konnte man bereits von sehr weitem die Sierra Velluda sehen. Sieht nicht aus, wie ein Vulkan, ist aber einer und im Gegensatz zu dem blutjungen Antuco (Alter siehe oben) ca. 100 Tsd. Jahre alt. Also let´s go on.
Und, der Hammer, davor liegt ein scheinbar endloses Lavafeld, fast so, als haette man saemtliche Kohlehalden Deutschlands zusammengekippt, um kuenftige Generationen von Umweltbelastungen zu befreien.
Doch dann stand ich auf dem Lavafeld. Ich musste es ueberqueren (wat schall´s moken). Die Frage war nur wie?
Irgendwann fiel mir das erste Lehmkuhl´sche Gesetz ein. Es lautete: "Hoellisch aufpassen!"
Da fielen mir Holzstaebe auf, die auf uebereinander geschichteten Steinen befestigt waren. Ein Blick in meinen Trekkingfuehrer bestaetigte, dass diese kleinen Holzmarkierungen wirkungsvoll die Route anzeigen wuerden (oben im Hintergrund wieder der Antuco, zwischen dem und der Sierra Velluda das gigantische Lavafeld liegt).
Irgendwann hatte ich es geschafft. Das Lavafeld lag hinter mir, und vor mir erstreckte sich ein riesenhafter Talkessel, der bis an den Rand der Sierra Velluda heranfuehrte. Dieser wurde durchzogen von kleinen Flussadern, die von Kaskaden von Wasserfaellen in der senkrecht aufragenden Steilwand des Vulkans gespeist wurden und in den Fluss Estero Los Pangues muendeten.
Ueber den Wasserfaellen befand sich ein gigantisches, weiss, blau und gruen schillerndes Gletscherfeld, das vorne bereits etwas broeckelte bzw. taute. In diesem Tal wollte ich mir einen Lagerplatz suchen und kam mir diesmal vor, wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn zusammen.
Zumal ich bald auf eine hoechstens einen Tag alte Spur stiess, die weder von einem Vogel, von einem Mensch, noch von einem Paarhufer stammen konnte.
Spaeter fragte ich den Experten Winfried vom El Rincon:"Puma oder Yeti?" und er antwortete:"Yeti." Er bestaetigte allerdings auch, dass Gaeste von ihm in dieser Gegend schon einmal Pumaspuren vor ihrem Zelt gesehen hatten. Immerhin kannte ich jedoch die wichtigste Regel im Kontakt mit Pumas, die da lautet:"Wenn du ihn ueberhaupt zu Gesicht bekommst (weil er ein ausserst scheues Tier ist), dann laufe nicht vor ihm davon, um seinen Jagdinstinkt nicht zu wecken."
Deshalb baute ich mein Zelt genau an dieser 1500 m hoch gelegenen Stelle auf.
Nachts hoerte ich dann die oben im Haiku erwaehnten Wasserkonzerte
Wasserkonzerte
im Tal unter der Sierra,
Rausch die ganze Nacht.
im Tal unter der Sierra,
Rausch die ganze Nacht.
Es rauschte tatsaechlich so intensiv, dass ich irgendwann selbst berauscht war, allerdings bei 0,0 Promille. Und, wie wir es leider doch alle kennen: Nach hochfliegenden Erfahrungen kann manchmal schnell der Katzenjammer auf dem Fuss folgen. Und der bestand in der Gewissheit, dass sich zu dem Rauschen der Wasserfaelle und Fluesse frueh am Morgen noch ein anderer Sound dazugesellte: naemlich Regentropfen, die auf mein Zeltdach klopften.

Als ich morgens frueh eigentlich zum ueber 2000 m hohen Schneepass zwischen Antuco und Sierra Velluda aufbrechen wollte, wurde mir klar: Dat ward nix. Geordneter Rueckzug!
Leider kam zu dem Regen noch Hagel und dichter Nebel hinzu, sodass ich nach der Rueckquerung des Lavafeldes fuer 30 min voellig die Orientierung verlor. Zum Glueck hatte ich meinen Kompass und die Karte im Trekkingfuehrer dabei. So fand ich den richtigen Pfad wieder.
Leider hatte ich aber meine Regenhose und meine Gamaschen nicht dabei und war im unteren Bereich bald nass wie Schnoddel. Auch die Schuhe (obwohl liebevoll mit Bienenwachs impraegniert) hielten dem Regen und den manchmal ungeordneten Bachquerungen nicht stand.

Derart motiviert war ich diemal froh, die letzten 250 m am Felsgrat ab- und nicht aufzusteigen und erreichte bald die Strasse, die 3 km zum Parkeingang und danach noch ca. 10 km bis zum naechsten Ort fuehrte.
Innerlich hoerte ich mich sagen:"Lieber Gott mach´mich fromm, dass ich eine baldige Mitfahrgelegenheit bekomm´.
Glaubt jemand von euch an Wunder? Ich wuerde es ja auch gerne, aber in so einer Situation und so schnoddelig nass. Und welcher Idiot wuerde bei so einem Wetter in den Nationalpark fahren?
Ich hatte nicht mit der Kraft inneren Wuenschens gerechnet: Hinter mir, ich glaube direkt vom Himmel, kamen 2 weisse Kleinbusse geflogen und tuckerten dann ganz langsam an mir vorbei.

Sie sahen so aus und waren von der katholischen Universitaet in Valparaiso.

Gott hatte seine Besten geschickt, um mir zu helfen.
Dann stiegen Engel aus, die vorgaben, Studenten zu sein. Sicher wollten sie mich nicht erschrecken und nahmen mich in ihre Mitte.

Schon bald konnte ich wieder grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Sie sagten, sie wuerden mich fast bis vor die Haustuer zurueckfahren, sie wuerden mir eine Decke geben, damit ich nicht friere und sie wuerden mir auch noch einen dritten Wunsch erfuellen, ich muesste ihn nur aeussern.
Ich ueberlege immer noch. Wahrscheinlich ist es jetzt aber zu spaet.
Ach ja und als ich im El Rincon angekommen war, haengte ich meine Wanderstiefel zum Trocknen auf unserer Waescheleine auf. Am naechsten Morgen ueberpruefte ich den Wasserstand, da hatte ein Vogel in meinem rechten Stiefel bereits seinen fruehjaehrlichen Idealplatz zum Nisten gefunden.
Zum Glueck war er noch nicht fertig.
Hasta la vista
Wolfgang
Als ich morgens frueh eigentlich zum ueber 2000 m hohen Schneepass zwischen Antuco und Sierra Velluda aufbrechen wollte, wurde mir klar: Dat ward nix. Geordneter Rueckzug!
Leider kam zu dem Regen noch Hagel und dichter Nebel hinzu, sodass ich nach der Rueckquerung des Lavafeldes fuer 30 min voellig die Orientierung verlor. Zum Glueck hatte ich meinen Kompass und die Karte im Trekkingfuehrer dabei. So fand ich den richtigen Pfad wieder.
Leider hatte ich aber meine Regenhose und meine Gamaschen nicht dabei und war im unteren Bereich bald nass wie Schnoddel. Auch die Schuhe (obwohl liebevoll mit Bienenwachs impraegniert) hielten dem Regen und den manchmal ungeordneten Bachquerungen nicht stand.
Derart motiviert war ich diemal froh, die letzten 250 m am Felsgrat ab- und nicht aufzusteigen und erreichte bald die Strasse, die 3 km zum Parkeingang und danach noch ca. 10 km bis zum naechsten Ort fuehrte.
Innerlich hoerte ich mich sagen:"Lieber Gott mach´mich fromm, dass ich eine baldige Mitfahrgelegenheit bekomm´.
Glaubt jemand von euch an Wunder? Ich wuerde es ja auch gerne, aber in so einer Situation und so schnoddelig nass. Und welcher Idiot wuerde bei so einem Wetter in den Nationalpark fahren?
Ich hatte nicht mit der Kraft inneren Wuenschens gerechnet: Hinter mir, ich glaube direkt vom Himmel, kamen 2 weisse Kleinbusse geflogen und tuckerten dann ganz langsam an mir vorbei.
Sie sahen so aus und waren von der katholischen Universitaet in Valparaiso.
Gott hatte seine Besten geschickt, um mir zu helfen.
Dann stiegen Engel aus, die vorgaben, Studenten zu sein. Sicher wollten sie mich nicht erschrecken und nahmen mich in ihre Mitte.
Schon bald konnte ich wieder grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Sie sagten, sie wuerden mich fast bis vor die Haustuer zurueckfahren, sie wuerden mir eine Decke geben, damit ich nicht friere und sie wuerden mir auch noch einen dritten Wunsch erfuellen, ich muesste ihn nur aeussern.
Ich ueberlege immer noch. Wahrscheinlich ist es jetzt aber zu spaet.
Ach ja und als ich im El Rincon angekommen war, haengte ich meine Wanderstiefel zum Trocknen auf unserer Waescheleine auf. Am naechsten Morgen ueberpruefte ich den Wasserstand, da hatte ein Vogel in meinem rechten Stiefel bereits seinen fruehjaehrlichen Idealplatz zum Nisten gefunden.
nistet in meim´ Wanderschuh.
Soll ich nicht mehr gehn?
Soll ich nicht mehr gehn?
Zum Glueck war er noch nicht fertig.
Hasta la vista
Wolfgang
2 Kommentare:
Das ist ja wie im falschen Fernsehleben, das ich nicht gucke: Wo es spannend wird, da muss ich auf den nächsten Tag warten, um die Lösung zukriegen. Aber ich denke, die Lösung ist klar, da hat sich deine kleine mitgenommene Mausi (oder so ähnlich hieß sie doch) eingenistet.
Und: Wie sind die Leute da so?
Was isst du denn so?
Lieber Wolfgang,
vielen Dank für Deine anschaulichen Berichte und die schönen Bilder, mit der Du die Heimat erfreust. Das von der Kontrolle nicht entdeckte und daher ordnungswidrig mitgeführte dunkelrote Feuerzeug würde ich an Deiner Stelle nicht zurückgeben. Diese Unterlassung ist nach meiner Wertung noch kein revolutionärer Akt - aber, die Rückgabe widerspräche dem "Geist von 68". (Unser nächstes Thema im "Gesprächskreis"). Schön, dass es auch bei der digitalisierten deutschen Ordnung noch kleine Schwachstellen gibt. Aber wie lange noch?
Ein Stiefel ist nun zum Nistplatz umgewidmet. Bestimmt sollst Du Deine Reise nicht abbrechen. Vielleicht ist der Vorgang ein Symbol(des Frühlings), das Dir sagen könnte: Verweile mit Muse, dort, wo es schön ist.
In Hamburg herrscht Novemberwetter. Mild und grau, heute noch!. Es soll sich ändern und kälter werden. Wie bei Dir, wenn Du Richtung Feuerland fährst.
Liebe Grüße von Georg.
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