24. November 2008

VICENTE PEREZ ROSALES

Ein neuer Aufbruch!
Hinter den Wolken lacht schon

die Morgensonne.






Morgens um 08.25 Uhr bekomme ich endlich einen Bus nach Petrohue. Die Strecke kenne ich ja schon vom Tag zuvor. Der Unterschied: Ich fuehre diesmal mein gesamtes Gepaeck bei mir, verteilt auf meine beiden Rucksaecke.

09.45 Uhr kommen wir am Ziel in Petrohue an. Hier koennte man auf einem schoen gelegenen CONAF-Campingplatz auch campen.





Da ich aber weitermoechte, geht mein Blick schon zum See Todos los Santos.




Todos los Santos:
Bei so vielen Heiligen
kann nichts mehr schiefgehn´.



Doch wie kommt man hier ueber den See? Denn die Trekking-Tour beginnt genau auf der gegenueberliegenden Seite in El Rincon (noch so ein Winkel
[Rincon=Winkel], einen kenne ich ja schon!)





Hilfreich zur Seite bei der Seequerung stehen die Fischer von Petrohue. Sie beraten einen auch bei der Preisfestsetzung. Mindestens 50 Tsd. CLP (chilenische Pesos) wuerde das Ganze kosten, denn die Ueberfahrt dauere ein bis anderthalb Stunden. Mann muesse auch wieder zurueckfahren und Dieselkraftstoff sei heute sehr teuer. Dass sich die Fischer trotz freien Wettbewerbes im Preis absprechen, behaupten nur boese Zungen. Als ich aber sehe, dass sie alle die gleichen Jacken tragen, bekomme ich doch Bedenken.

Mein Verhandlungspartner, der Fischer Ramon, gibt mir noch den Tipp, ein paar Stunden zu warten. Dann koenne ich mir den Preis vielleicht mit anderen teilen. Da ich aber ueberwiegend ungeduldig bin und nicht darauf vertrauen mag, dass es ausgerechnet an diesem Tag noch andere Irre ausser mir gibt, die diese "Trekking-Tour vom Winkel der Welt" auf sich nehmen wollen (heute haette ich was lernen koennen), trete ich mit Ramon in die weitere Preisverhandlung ein.

Mit dem Verdacht, dass die Fischer hier in Wirklichkeit Touristen-Fischer sind, lasse ich mich schliesslich auf 45 Tsd. CLP (was etwa 55 € entspricht) ein und sause mit Ramon los.





Nach ca. 15 min wechseln wir bei Playa Negra, wo die Fischer ihre Station haben, auf ein kleineres, aber schnelleres Boot.





Langsam realisiere ich, dass ich mich auf dem Todos los Santos, dem schoensten See Chiles befinde.

Schon deswegen, weil er vor dem schoensten Vulkan Chiles liegt, und den kennen wir ja schon.





Wie als Abschieds-Gruss sendet uns der Osorno noch eine Federwolke hinterher. Doch bald lassen wir den Vulkan hinter uns und





passieren die Insel Margarita, lassen den nicht mehr aktiven Vulkan Puntiahulo





einfach links liegen und rechts den Vulkan Kronahor, den Donnerberg,





der genau im Grenzland zwischen Argentinien und Chile liegt.

Ich bin einfach hin + weg bei all diesen Hoehepunkten.





Meine "Staun-Tagesdosis" ist bereits hier um ein Mehrfaches ueberschritten, aber ich schwoere euch, es kommt noch weitaus mehr.

Der hier kann nicht mehr so staunen,




fuer Ramon ist das ein ganz normaler Arbeitstag, und nachdem er mich bei El Rincon abgesetzt hat,
































kratzt er die Kurve, um zurueckzufahren. Und ich mache mich jetzt auf den Weg





mit Sack + Pack und mit Traumwetter. Durch urspruengliches Farmland und durch wunderschoenen Regenwald verlaeuft diese auf 3 Tage angepeilte 44 km-Tour durch den Nationalpark Vicente Perez Rosales.
































Dieser Tag fuehrt durch das Tal am Rio sin Nombre zu den heissen Quellen von Callao. Dabei muessen einige ziemlich wackelige Haengebruecken mit 20 kg Gepaeck plus meine 80 kg Eigenlast ueberquert werden.





Dafuer brauchst du Gottvertrauen und Vertrauen in das eigene Koerpergefuehl.

Mein Ausrutscher findet zum Glueck nicht hier, sondern in einer Matschkuhle statt.




Ich buecke mich bei einer Weg biegung und werde ploetzlich mit mir voellig unbekannten Schwerkraeften konfrontiert, als mein Vorderrucksack wild hin- und herschwenkt. Verzweifeltes Gegensteuern, aber keine Chance: Ich sitze im Matsch!

Im Schnellkurs lerne ich, wie man 2 Rucksaecke traegt: erst den Vorderen anlegen und mit clip-verschliessbaren Haltebaendern hinter´m Koerper fixieren. Dann den Grossen hinten draufsetzen und wie gehabt an den Hueften fixieren. Jetzt wackelt nix mehr, und ich wandere zwischen Baumriesen und laestigen Pferdebremsen (Tabanos) am Rio sin Nombre entlang.

Auf einer kleinen Farm besorge ich mir nach mehreren Stunden mit ausgiebigen Pausen den Schluessel fuer das Badehaus an den heissen Quellen, den Termas de Callao.




Kaum habe ich dort mein Zelt aufgeschlagen, hoere ich Stimmen hinter mir. Ein Trekker-Trio rueckt an, um auch seine Zelte aufzubauen. Deutsche!




Auch sie haben die Thermen- und Camping-Lizens und eine Flasche Rotwein bei der Farmersfrau erworben.

Gemeinsam inzpizieren wir das Badehaus mit 2 Liegewannen, die aus unterirdischen Heisswasserquellen gespeisst werden.




Ich halte mich mit einer Bade-Session zurueck und lege mich als Letzter in eine der Wannen. Versinke voll Wonne im Heisswasser und vergesse Wanderung, Matsch & Schweiss und denke nur:"Wuerden sie mich wohl suchen kommen, wenn ich hier einpenne?"


Am naechsten Morgen sitze ich mit Katja, Jan und Maria am Fruehstueckstisch. Wohngemeinschafts-Atmosphaere breitet sich aus, wie schon am Vorabend, als der Rotwein auch mit mir geteilt wurde.




Jan ist IT-Spezialist am Frankfurter Flughafen, Katja arbeitet an der Entwicklung des ersten deutschen Navi-Satelliten mit, der zu meiner Ueberraschung schon seit ueber einem Jahr in Betrieb ist. Beide haben sich beim Geografie-Studium kennengelernt. Maria ist zwar mit 29 Jahren unser Kuecken, studiert aber als ehemalige Physiotherapeutin im hoeheren Semester Tiermedizin mit dem Schwerpunkt Grosstiere in Berlin und ist urspruenglich aus Leipzig. Deutsche Akademiker (aber nette) unter sich in einem chilenischen Nationalpark!

Bald trennen wir uns. Jan & Katja wollen nach El Rincon und sich dort um 15 Uhr vom Boot abholen und zurueck ueber den See bringen lassen. Maria und ich brechen auf zur Laguna los Quetros. Dabei folgen wir dem Rio sin Nombre weiter flussaufwaerts.





Erst geht´s ueber Weideland, dann zunehmend durch Waldgebiete. Paesse muessen bestiegen werden, die mega-matschig zwischen Bambusbewuchs hindurchgehen. Diese sehr schmalen, von Pferden ausgetretenen Pfade haben es in sich und sind bei den vielen Aufs & Abs nicht so einfach zu bewandern. Wir lernen: Wo Pferde gehen, ist hier die Hauptstrasse, auch wenn sie nur einen Meter breit ist.


Als wir uns der Lagune naehern, durchqueren wir feuchtsumpfiges Weideland und sehen ueberall tote Baumstuempfe.




Und als wir die Lagune erreichen,




faengt es an zu regnen
(perfektes Timing). Zum Glueck gibt´s hier einen Ueberstand, der den Regen einigermassen abhaelt.

Wir schlagen dort unsere Zelte auf und schaffen es trotz Regens, noch ein Lagerfeuer anzuzuenden.




Am naechsten Morgen muss alles flott gehen, denn wir haben eine mit 5-7 Stunden veranschlagte Tour vor uns und Morgenregen zwingt uns, Regenzeug und Gamaschen zu tragen.





Nach kurzer Meinungsverschiedenheit, wo´s langgehen muesste, einigen wir uns mit Kompasshilfe auf die richtige Spur durch den Wald.

Dabei haben wir tiefeingeschnittene Pfade zu ueberwinden. Eigentlich muessen wir um 15 Uhr am naechsten Lago einen Bus nach Osorno erwischen, aber die Strecke zieht sich entsetzlich hin. Es wird knapp mit dem Bus.

Nach mehreren Stunden bin ich ziemlich geschafft, waehrend Maria jetzt noch jungdynamisch das Tempo forciert, um den Bus zu erwischen.






Doch dann kommt die Rettung: Als unser endloser Pfad endlich zur Strasse wird, treffen wir auf eine Strassenbaufirma, die gerade im Begriff ist, Feierabend zu machen. Der Empresario, also der Bauunternehmer selbst bietet an, uns und unsere Rucksaecke auf seinem Pickup mit nach Osorno zu nehmen.

Da sind wir froh, dass unsere anstrengende Wanderung ein so ueberraschendes Ende nimmt.

In Osorno verabschiede ich mich von Maria, denn sie faehrt mit dem Bus weiter nach Puerto Varas. Und ich suche die in Osorno gebuchte Residencial Morales auf, um erstmal meine Klamotten + mich wieder auf Vordermann zu bringen.







Hasta la vista

Wolfgang

1 Kommentar:

Sabina hat gesagt…

Bei mir breitet sich zur Zeit selten WG-atmosphäre aus, dafür auf einmal immer mehr technisches Know-How. Dabei bin ich eigentlich nicht gerade ein PC-Spezi (dafür ist hier sonst eher Wolfgang zuständig!),sondern dichte lieber Haikus:

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