29. Dezember 2008

TORRES DEL PAINE 3

Fern am Horizont,
wo sich Himmel und Erde
treffen, ist mein Ziel.



7. Etappe vom Campamento Italiano bis zur Alberge Chileno

Heute bewege ich mich vom mittleren auf den rechten "W-Strich" der klein gepunkteten Linie (im unteren Bild) zu.





Das "W" ist die Kurzform des "Cirquito", den ich rechts auf der dick gepunktete Linie im umgekehrten Uhrzeigersinn begonnen habe .

Die meisten Besucher von Torres del Paine machen nur das "W". Das dauert dann ca. 5-6 Tage und hat den Charme, dass man dreimal ohne grossen Rucksack den linken, mittleren und rechten "W-Strich" hoch- und wieder runterwandern kann, waehrend man sein Gepaeck im jeweils unteren Campamento deponiert.



Um 6 Uhr breche ich zu einer sehr schoenen Seeseitenwanderung am Lago Nordenskjoeld
auf .





Schon fruehmorgens haengt ein schwerer, suesser Duft in der Luft, der von niedrigen weissbluehenden Bueschen ausstroemt.

Teilweise fuehrt der Weg direkt ueber den schwarzweissen Steinstrand des Lago.





Ein Blick zurueck von oben auf den Strand hinunter.





Die Hauptstrecke aber windet sich ueber schmale Pfade auf- und absteigend mitten durch Buesche und Pampa.





Schon gegen halb eins habe ich die ca. 20 km bewaeltigt und erreiche die Alberge Chileno als Basis-Campamento im rechten und letzten Teil des "W", wo ich mein Lager aufschlage.

Zur Enstspannung wandere ich noch einige Kilometer talaufwaerts und wieder zurueck, um die markanten Punkte fuer die anstehende Nachtwanderung zu den beruehmten Torres zu erkunden.


8. Etappe vom Campamento Chileno zu den 3 Torres, den beruehmten Tuermen

Ich breche kurz nach 3 Uhr morgens auf, habe Regenzeug fuer alle Faelle an und eine starke Taschenlampe dabei.

Eine Gruppe von 6 Chileninnen und Chilenen fragt mich:"Do you want to go with us?" Natuerlich schliesse ich mich ihnen gerne an. Knapp eine Stunde geht es am Rio Asencio flussaufwaerts, dann biegen wir scharf links in die Morrena Acarreo ein und muessen ueber teilweise meterhohe Steine immer noch im Dunkeln ziemlich steil bergaufwaerts kraxeln.

Gegen 5 Uhr erreichen wir den Aussichtspunkt am See vor den drei Torres.





Die (2600-2850 m hohen) Tuerme zeigen ihre von Nebelschwaden umhuellten Koepfe jedoch nicht, um sie roetlich im Licht der aufgehenden Sonne wiederzuspiegeln. Dafuer mache ich erstmal ein Foto von meinen 4
Begleiterinnen und 2 Begleitern.





Dann beginnt hinter uns eine wundervolle Morgendaemmerung





mit einem umwerfenden Wolkenspiel.





Ploetzlich wird die recht neben uns liegende Wand des Cerro Nido de Condor (2243 m) vom Morgenlicht ausgeleuchtet,





und kurz darauf spannt sich ein Regenbogen von der hoechsten Stelle dieser Wand ueber das ganze Tal hinter uns.

Aber nach eineinhalb Stunden vergeblichen Wartens auf dieses von allen erhoffte Traumbild





gebe ich frierend auf und muss mich unbedingt bewegen, denn das Wetter wird wieder schlechter. Die Chilenen haben sich bereits vor einer halben Stunde verabschiedet.

Ich wandere den Rio Asencio weiter flussaufwaerts und versuche ins Valle Silencio zu kommen. Doch ein laengerer Regen- und Hagelschauer auf freiem, ungeschuetzten Geroellfeld durchkreuzt auch diesen Plan. So kehre ich um zum Campamento Chileno, wo das Zelt steht.

An meinem Lagerplatz komme ich mit 2 Paaren in der Nachbarschaft ins Gespraech: mit Camilla aus Daenemark und Sebastian aus Gruyere in der Schweiz, die sich vor 7 Jahren bei einem Englisch-Kurs in Australien kennen+ lieben gelernt haben und seit 5 Jahren gemeinsam in Kopenhagen leben. Sebastian arbeitet dort als
Ingenieur fuer Projektentwicklung. Die beiden geben ein wirklich nettes Paar ab, das ganz offensichtlich sehr liebevoll miteinander umgeht.




Und die noch aktuellere Liebesgeschichte laeuft zwischen dem jungen Joran aus Amsterdam und seiner farbigen Freundin aus England. Beide haben sich vor einer Woche bei einer Torres del Paine-Einfuehrungsinformation im Erratic Rock-Hostel in Puerto Natales getroffen. Es war "love at the first sight" und dass sie ihre Torres del Paine-Tour zusammen ausprobieren wuerden, war fuer sie ein klarer Fall.



9. und letzte Etappe vom Campamento Chileno bis zur Laguna Amarga

Nachdem ich mein Zelt von den Regenfolgen gereinigt und alles verstaut habe, breche ich um 8.45 Uhr auf zur Hosteria las Torres und von dort zum Parkeingang bei der Laguna Amarga.

An diesem extrakuehlen Morgen liegt Neuschnee auf den Bergen. Die erste Strecke geht noch bergauf, und das tut bei dieser Saukaelte richtig gut. Anstrengende Bewegung waermt.

Aber dann geht´s nur noch bergabwaerts, hinunter ins Tal. Zwischendurch verweile ich an einem kleinen Huegelkamm. Nach kurzer Zeit bemerke ich einen Vogel, der voellig unbeweglich in meiner Naehe sitzt. Ich kann mich ihm bis auf vier Meter naehern, ohne dass er Anstalten macht davonzufliegen. Menschen scheint er offenbar nicht zu fuerchten. Fast wirkt er wie ein Haustier.





Es ist ein Carancho, eine Falkenart, die bis zu 60 cm gross werden kann. Der Carancho ernaehrt sich von
Nagetieren, kleinen Vögeln, Fischen und Aas. Wegen letzterem wird er auch von den Einheimischen gerne geduldet, weil er beim "Aufraeumen" hilft.

Am Kiosk an der
Hosteria las Torres treffe ich Frank aus dem Berliner Raum (Eberswalde). Wir gehen nach ausgiebiger Pause die letzten Kilometer gemeinsam bis zur Laguna Amarga und unterhalten uns dabei angeregt.




Zum Glueck habe ich ihn einen Tag spaeter nochmal in Puerto Natales getroffen und konnte ein Foto von ihm machen, denn auf unserer gemeinsamen Wanderung war mein Akku leer.


Frank ist seit 10 Jahren Krankenpfleger und sammelt gerne freie Tage, um irgendwann einmal wieder eine dreimonatige Reise wie diese machen zu koennen. Dann schreibt er Dauerpatienten, die ihn lange kennen auch schon mal eine Postkarte. Einer hat extra ein Regal mit seinen Postkarten.

So weit ich das beuerteilen kann, macht er seinen Job richtig gut. Er ist "seinen Leuten" gegenueber zugewandt und setzt sich lieber mal zu einem Kloenschnack mit ihnen zusammen, bei dem sie etwas Dampf ablassen koennen, als ihnen Beruhigungsmittel zu geben. Hut ab, Frank, du machst das toll. Und mir kann er sogar noch Reisetipps geben, weil er schon auf der Osterinsel war.

Um 14.30 Uhr fahren unsere Busse ab. Um viertel vor fuenf erreiche ich dann Puerto Natales
. Auf dem Weg zu meinem Hostal kommt mir ein Junge entgegen, auf dessen T-Shirt steht "Negra mi alma, blanco mi corazon" (=Schwarz [ist] meine Seele, weiss [ist] mein Herz). Gut, dass nicht beides schwarz ist!

Und ich bin froh, dass von den 9 zurueckliegenden Torres del Paine-Tagen nur einer verregnet war und die 8 anderen Bilderbuchwetter hatten.



Glueck gehabt, und schoen war´s um die Torres herum!





Hasta la vista
Wolfgang




24. Dezember 2008

TORRES DEL PAINE 2

Wenn mich jemand fragt,
Wo´s am schoensten sei,
sag´ich:
"Tief im Inneren".



4. Etappe von Los Perros bis zum Refugio Grey

Heute ist der Tag der Tage bei der Torres-Umkreisung ("Cirquito"). Es soll sich angeblich um die Koenigs-Etappe handeln, weil dieser Abschnitt am haertesten, aber auch am schoensten sei.

Na, mal sehen, was da auf mich zukommt. Ich breche vorsichtshalber schon um 6.45 Uhr auf, verlasse das Campamento, will den Fluss ueberqueren, und schon seh´ich die Bescherung.





Diese Bruecke sieht nicht nur so aus, als ob sie bald den Geist aufgibt, sie wird es auch demnaechst. Hoffentlich nicht jetzt!

Als ich vorsichtig ´raufgehe, tanzt sie hin und her, und die Morgenfeuchtigkeit verleiht dem Holz Schluepfrigkeit und mir besonders schlechte Trittsicherheit. Faengt so eine Koenigs-Etappe an?

Als ich heil und trocken drueben ankomme, schnauf´ ich erstmal richtig durch. - Geschafft!





Und alles laeuft so ab, wie es mir der Amerikaner vorhergesagt hat:

Erst kommt der Sumpf, dann kommen die Geroellfelder, dann der Schnee, aber selbst in den Schnee-
Nischen blueht es hier und da.





Und als ich den hochliegenden Paso John Garner ueberschreite, kommt der Wind mit voller Wucht von vorne. Da kann´s schon mal passieren, dass es einen mit Rucksack in die Luft hebt.





Aber dafuer entschaedigt dieser Blick auf den beruehmten Grey-Gletscher.





Ob es mein schoenster Blick bislang war, weiss´ich nicht, dazu habe ich schon zu viele Panoramen gesehen. Aber mit Sicherheit gehoert der Ausblick von hier oben mit zur Spitzengruppe.

Berauscht von dieser Passueberschreitung werde ich einen Moment unkonzentriert und verliere die Weg-Markierungen aus dem Auge. Ich will wieder schnell nach unten flitzen, und ploetzlich habe ich mich verlaufen. Fast eine dreiviertel Stunde verliere ich, bis ich den richtigen Pfad wiedergefunden habe. - Mist!

Denn jetzt kommt eine weitere vorausgesagte Herausforderung: ein supersteiler Abstieg fast bis ins Tal.





Wenn dabei solche Metalleitern benutzt werden koennen, bin ich schon sehr froh. Aber das ist leider nicht immer der Fall. Einmal lasse ich zuerst meinen Rucksack einen Geroellhang nach unten rollen, bevor ich mich traue, ihm zu folgen.

Doch fuer´s Auge wird hier was geboten.






Denn immer wieder kann man durch die Baeume den in den See muendenden Grey-Gletscher sehen.





Das lenkt mich ein wenig von meinem heutigen 10-Stundentag ab. Doch irgendwann ist auch der zu Ende, und ich ereiche das Refugio Grey, wo ich mein Zelt zwischen vielen anderen aufschlage. Koennt ihr es erkennen?





Das Refugio Grey liegt idyllisch am Lago Grey, besonders morgens bei Sonnenaufgang,






und hier ist wieder richtig Touristenauftrieb, denn dieser Platz liegt im linken Bereich des sogenannten "W", aber davon spaeter.



5. Etappe
zum Campamento Italiano

Ich breche um 7.30 Uhr auf und darf eine Panoramawanderung auf einem Hoehenweg rechts oberhalb des Lago Grey geniessen.





Blau schimmernde Eisberge, die vereinzelt im Lago treiben, faszinieren mich.





Es sind Quader, die vom Rand des Grey-Gletschers abgebrochen sind.





Der
Grey-Gletscher liegt zwischen dem suedlichen Eisfeld und dem Lago Grey. Ich habe ihn oben vom Paso John Garner in voller Groesse gesehen.





Gegen 12 Uhr erreiche ich das schoen gelegene Refugio Pehoe. Dort treffe ich ein schweizer Paar, das mir vom naechstgelegenen Campamento Italiano erzaehlt. Gefaellt mir: mit Gletscherblick!

Kurz daraud komme ich mit einem ebenfalls netten tschechischen Paar in Kontakt, dem ich von meiner Weltreise erzaehle. Die beiden schwaermen von ihrer zurueckliegenden Vietnamreise. Beim Abschied traegt mir der sympathische Tscheche noch auf, die Maedels auf Tahiti von ihm zu gruessen. Ich frag´ihn, ob die sich denn noch an ihn erinnern wuerden, und er sagt:"Sure!"

Seine Frau/Freundin laechelt dazu.

Ich entschliesse mich, bis zum
Campamento Italiano weiterzugehen. und bevor ich dies erreiche, sehe ich schon den Eingang ins Bergtal des Valle Frances.





Der Anblick der Bergschlucht ist grandios.





Mit Gletscherblick! Dort werde ich mich heute und morgen aufhalten.



6. Etappe vom Campamento Italiano aufwaerts im Valle del Frances

Die heutige Wanderung berg
aufwaerts ist der mittlere Strich der sogenannten "W-Wanderung" (klein gepunktete Linie).

Es ist die Kurzform des "Cirquito", den ich rechts im unteren Bild
(dick gepunktete Linie) im Gegenuhrzeigersinn begonnen habe .




Zurueckschauend talabwaerts sieht´s bald so aus:





Und bergaufwaerts so:





Ich erreiche bald das hochgelegene Campamento Britanico und danach einen Mirador, einen Aussichtspunkt mit schoenem Blick.





Jetzt soll´s noch hoeher gehen. Viele kehren hier wieder um, aber ich moechte noch zu den hochgelegenen Schneefeldern.





Und am oberen Schneefeldrand angekommen, gibt´s erstmal eine Essenpause.





"And the wind begins to howl."

Und danach geht´s mit grossen Schritten wieder die Schneefelder bergab.

Neben mir sehe ich dies:





und auch das:






Und diese beiden treffe ich auf meinem Rueckweg kurz hinter dem Mirador.






Zwei sympathische Frankfurter: Roswita ist EDV-Schnittstellenberaterin bei einer Bank. Markus ist Software-Berater bei einer DB-Tochter, jedenfalls wird er nach dem Urlaub dort anfangen.

Ich habe Markus und Roswita schon im Refugio Dickson auf der anderen Seite des "Cirquito" getroffen. Nach meiner Schaetzung wird der Cirquito nur von ca. 10% der Gesamtbesucher von Torres del Paine bewandert. Die anderen machen entweder "nur" das W oder lassen sich auf einer "Full-day-Paine-Tour" mit einem Bus zum Parkeingang bringen, gehen eine halbe Stunde spazieren und fahren dann wieder zurueck.

Und von den 10%
Cirquito-Trekkern sind wiederum nur ca. 5-10% Frauen. Als Hut ab, Roswita!

Beide waren auch schon auf Kajaktour im Pumalin-Fjord, kennen die Nationalparks Conquillio, Puyehue und eben Torres del Paine und wollen wie ich auch noch zur Osterinsel fliegen. Wer hat als "Normalo" schon wie die beiden 6 1/2 Wochen Urlaub?

Aber gibt´s hier ueberhaupt Normalos? Die beiden jedenfalls sind von ihrem Urlaub begeistert.



Das kann ich gut nachvollziehen.



Hasta la vista
Wolfgang

19. Dezember 2008

TORRES DEL PAINE 1

Nandus steh'n am Weg
zu den mächtigen Torres.

Wir fahren weiter.



1. Etappe bis zum Campamento Seron


Gegen acht verlaesst unser mit Wanderhungrigen vollgestopfter Bus Puerto Natales. Es ist nicht der einzige Bus. Jeden Tag findet ein Riesenauftrieb statt. Pro Jahr besuchen ueber 130 Tsd. Touristen den Nationalpark Torres del Paine als eines der attraktivsten Trekkinggebiete der Welt.

Geht man davon aus, dass jeder im Durchschnitt knapp eine Woche bleibt, dann befinden sich gleichzeitig mindestens 2-3 Tsd. Menschen im Gebiet dieses Nationalparks. Doch ich bleibe entspannt, denn am Ende wundert man sich, wo die alle abgeblieben sind und so schaue ich den Nandus



(
Nandu=kleinerer Straussenvogel) und Guanacos zu, die nicht weit von der Strasse stehen.

Und nach wenigen Stunden koennen wir bereits sehen, welches Naturspektakel uns erwartet.




Nachdem wir den Bus verlassen und uns bei den Parkwaechtern registriert haben, lassen sich die meisten mit Kleinbussen weiterbefoerdern. Ich beschliesse, meine Wanderung schon hier zu beginnen und ueberquere erstmal diese Bruecke.





Doch als bald darauf ein Pickup neben mir haelt und ich zur Mitfahrt aufgefordert werde, kann ich nicht widerstehen, werfe meinen Rucksack auf die Ladeflaeche und steige zu dem jungen Guy aus Amsterdam und seiner chilenischen Freundin in den Wagen. Bei der Hosteria las Torres ist der Startpunkt aber unweigerlich erreicht, und ich beginne meine 9-taegige Tour ueber insgesamt etwa 130 km.





Zur Feier des Tages findet ueber mir ein Wolkenschauspiel statt. Bald merke ich, dass meine Form nicht die beste ist. Tagelange Entzuendungen in Mund und Rachen und einige Tabano-Stiche haben mir zugesetzt. Dazu kommt die Ungewissheit, ob der "Cirquito" also die grosse Runde um das Torres-Gebiet ueberhaupt begehbar ist, denn die Guardas haben den Cirquito zur Zeit nicht freigegeben.





Ich erfreue mich erstmal an der schoenen Umgebung und dem Wanderweg, der ueber Weidegebiete und durch die Pampa fuehrt.





Aber bald stosse ich auf Fluesse, die nicht einfach auf Steinen zu ueberspringen sind.





Und wo geht´s hier bitte zur Bruecke?
Tja, die gibt´s hier nicht, also Schuhe und Hose aus, Sandalen an und durch den Fluss waten. Danach Kurztrocknung, alles wieder an und weiter. Irgendwann erreiche ich das Campamento Seron und schlage dort mein Zelt auf.







2. Etappe bis zum Albergue und Campamento Dickson




Bei Sonnenaufgang

mach´ ich das Sonnengebet.
Es ist bitter kalt.





Ich muss weinen, wenn
die Landschaft in mich eindringt,
in jede Pore.





Es ist kein Schmerz, nein,
es ist die reine Freude,
die mich tief durchstroemt.



Die Story zum Haiku:

Ich stehe um 5.45 Uhr auf, wasche und rasiere mich und suche mir eine Lichtung, wo die ersten Sonnenstrahlen mich waermen.

Ich mache einige Uebungen, u.a. Tai Chi, das Sonnengebet und Pendeluebungen fuer meine Schultern. Als ich "mein Innen" und "das Aussen" bei tiefer Atmung immer bewusster wahrnehme, laufen mir die Traenen herunter. Es stroemt, weil es
um mich herum so schoen ist. Und es gibt hier nichts und niemanden, vor dem ich mich schaemen koennte.

In dieser wahrlich besonderen Situation ist das obige 3 fach-Haiku in wenigen Minuten entstanden. Ich habe es mehrfach "ueberarbeiten" wollen, aber es ist mir nie eine bessere Version gelungen als die "aus dem Moment und dem Erleben" heraus. Das ist eben Zen!






8.45 Uhr breche ich mit meinem Rucksack auf, noch voller Dankbarkeit ueber das fruehmorgens Erlebte. Ich bin der Erste, der das Lager verlaesst.





Beides befluegelt mich anfangs als ich einen niedrigeren Bergpass ueberschreite und dann auf einem langgezogenen Pampa-Pfad zwischen Berg und See entlangwandere.





Zum Schluss muendet mein "Befluegeltsein" doch noch in Anstrengung, aber nach knapp 6 Stunden sehe ich vom Berg aus das Refugio und Campamento Dickson, das im Tal sehr idyllisch an einem See liegt.





Dort treffe ich einen sympathischen Amerikaner, der sich mit seinem japanischen Kumpel gerade aufmachen moechte, die von mir bewaeltigte Tagesstrecke in umgekehrter Richtung zum Campamento Seron zurueckzugehen.

Wanderer sind immer die beste Informationsquelle, und so frage ich ihn nach seinen bisherigen Etappen, die mir noch bevorstehen. Vor allem moechte ich wissen, ob der bisher gesperrte Pass wieder freigegeben sei, und er bejaht, man haette defekte Leitern und Bruecken inzwischen repariert. Die Passueberschreitung sei anstrengend gewesen, aber der Blick von oben sei das Schoenste gewesen, was er bisher erlebt haette.

Da bin ich bei mir aber gespannt, denn einige Superlative hatte ich ja schon. Vor allem aber bin ich erleichtert, weil der Cirquito wieder frei ist. Ich verabschiede mich von den beiden, baue mein Zelt auf und schau mir dann erstmal den See an,





der am naechsten fruehen Morgen, als ich meine Uebungen mache, noch schoener aussieht.







3. Etappe bis zum Campamento Los Perros

Die Muecken- und Fliegenplage im sonst so schoenen Campamento Dickson befluegelt meinen Aufbruch um 8.50 Uhr. Nach scharfem Anstieg gleich zu Beginn geht´s gemaechlicher durch einen Krueppelkiefernwald mit vielen Flussquerungen.





Heute ist noch einmal "Ausruhtag" mit einer nur viereinhalbstuendigen Tour. Gegen Ende muss dann noch ein Gletschersee erklettert werden.





Am oberen Rand des Gletschersees mache ich erstmal Essenpause. Dabei gibt´s dann immer den Rest meines Essens vom Vortag. Heute spaet nachmittags wird wieder eine Doppelportion neu gekocht. Ja und zu trinken gibt´s in dieser Gegend ueberall. Meine Flasche ist immer mit frischem Bergwasser gefuellt.




Bald erreiche ich das vom Parkeingang am weitesten entfernte Campamento Perron. Hier spielen Pferde als Transporttiere natuerlich eine grosse Rolle.





Ein paar Stunden spaeter treffen auch die "Studenten" als Spaetaufsteher ein. Es handelt sich um 6 junge Deutsche, die
alle (bis auf einen) fuer 1 Jahr in Valparaiso als Gaststudenten Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurfaecher und Volkswirtschaftslehre studieren. Ich kenne sie schon vom Campamento Seron und wir werden uns auch weiterhin immer wieder ueber den Weg laufen.

Gibt jedesmal nette Gespraeche, auch wenn sie als knapp ueber 20jaehrige wirklich eine ganz andere Generation sind. Die meisten von ihnen studieren sonst in Hamburg, und obwohl sie keine Hamburger sind, scheinen sie sich dort wohlzufuehlen. Einer traegt sogar das St. Pauli-Totenkopfhemd, obwohl er aus Franken stammt.

Tja, St. Pauli triffst du auch am Ende der Welt, hoffentlich nicht am Ende der Tabelle.




Bis bald zum Bericht ueber TORRES DEL PAINE 2




Hasta la vista
Wolfgang