unwirklich wie real sind,
schaun´ mich laechelnd an.
Bereits die dreistuendige Busfahrt in Argentinien von El Calafate nach El Chalten war ein Genuss. Ich bin immer hellwach und inspiriert bei dieser Landschaft.
Da ich ohne Kamera keine Fotos anbieten kann, sollen die nachfolgenden Haikus einen kleinen Eindruck von der Fahrt vermitteln.
verhuellt noch alle Farben.
Wo faengt Himmel an,
wo hoert Landschaft auf?

Wolken ziehn´ traege
ueber schwarze Bergkaemme.
Pampa fliegt vorbei.

Der Schatten ist fast
so schnell wie unser Bus selbst.
Dem Weg ist´s schnuppe.

Die Hoehepunkte des Nationalparks sind natuerlich der Perito Moreno Gletscher (unten auf der Karte) und das Trekking-Gebiet um den Fitz Roy (oben). Dazwischen liegen besonders viele Einzelgletscher, deshalb der Name "Los Glaciares" (=Die Gletscher).
Nach unserer Ankunft in El Chalten, einem sehr stark expandierenden Dorf, das sich am Ortseingang als "Trekking Hauptstadt der Welt" bezeichnet, bekommen wir im Umweltzentrum der Park-Ranger einen wirklich interessanten 10-minuetigen Kurzvortrag von einer gut aussehenden Parque Guarda.
Gekonnt und charmant traegt sie vor, auf was man achten soll, wenn man im Nationalpark Los Glaciares unterwegs ist, z.B. dass man den Puma (wenn man ihm begegnet) einfach als natuerlichen Bestandteil des Gesamtnaturraums betrachten sollte.

Ich nehme mir vor, nicht unfreundlich zum Puma zu sein und ihm auf keinen Fall zu vermitteln, er sei etwas Unnatuerliches.
Dann suche ich das per Internet gebuchte Hostal "Aylen Aike" auf. Dieser Name stammt aus der Sprache der Ureinwohner des Stammes der Tehuelche und heisst uebersetzt "gewaermter Platz". Das finde ich sehr angenehm, denn hier in El Chalten pfeift es bitterkalt durch die Strassen. Mein erster Eindruck ist deshalb nicht berauschend: also schnell zum gewaermten Platz!
Dort begruesst mich der junge Inhaber Sebastian, eigentlich ein Rechtsanwalt aus Buenos Aires, der dieses Hostal seit 2 Jahren betreibt. Er weist mich in ein 10 Bett-Zimmer ein. Und wie jeder neue Gast bekomme ich ein bluetenweisses Frottehandtuch, das groesser ist als ich selbst.
Nach dem vergeblichen Versuch, eine neue Digitalkamera in El Chalten zu finden, frage ich intuitiv Sebastian, ob er eine Kamera haette. Er hat eine drei Jahre alte Canon, und als ich ihm meine Lage schildere, will er sie mir fuer die naechsten 5 Tage leihen. Ich jubiliere! Aber am naechsten Tag hat er´s mehrmals wieder vergessen. Ich bleibe hartnaeckig und erinnere ihn immer wieder an seine Zusage, bis er sich nur dadurch von mir befreien kann, dass er sie mir mit der Bemerkung gibt, ich solle sie ihm ja heil wieder zurueckbringen, "otherwise my wife kills me!"
Ich bedanke mich, schnappe meinen Rucksack mit Verpflegung fuer 5 Tage und bin schnell mit seiner Canon verschwunden, bevor er sich´s anders ueberlegen kann.
1. Etappe bis zum Campamento De Agostini an der Laguna Torre
Und hier kommt mein erstes, schwer erkaempftes Bild vom Startpunkt des Pfades zur Laguna Torre im argentinischen Nationalpark Glaciares.
Innerlich denk´ich: "Cerro Fitz Roy ich komme und zwar mit einer Kamera bewaffnet," und kann mit dem Grinsen kaum aufhoeren. (Aber fuer Sebastians Ueberleben werde ich mich einsetzen und seine Kamera wie meinen Augapfel hueten, damit seine Frau ihn nicht killt.)
Und so sieht meine Planung fuer den 5 taegigen Trek aus:
Schon bald zeigt sich, dass dieser Nationalpark eine ernste Konkurrenz fuer Torres del Paine werden wird, denn der Cerro Fitz Roy (3400 m) schaut von fast ueberall her und zwar so:
Da bekommt man doch Lust, ihm auf dem Pfad weiter entgegenzugehen oder?
Und weiterzuforschen auch was Wolkenformationen betrifft.
Weiterzuforschen, auch wenn einem bei solchen Wolken der Mund vor Staunen offen bleibt.
Ich erinnere mich, dass mein Vater bei derartigen Situationen freundlich zu mir (kleinem Wolfgang) sagte: "Mund zu, es zieht!"
Vielleicht hat er mir damals ein wenig das Wondern abgewoehnt, das ich als lernender "wondaboy" jetzt wieder mehr zulassen kann.
"Heinz , hast du mit deinem Zigarettenrauch jemals solche Figuren blasen koennen?" - Ich hoere ihn im Himmel lachen, als er sagt: "Sowas nicht, aber zwei Ringe auf einmal."
Bald stosse ich auf das folgende Hinweisschild,
das mir genau erklaert, wie ich zum heutigen Etappenziel, dem Campamento De Agostini, komme.
Und dann treffe ich zum wiederholten Mal das Schweizer Paar Marcella und Ignaz kurz vor´m Zeltplatz.
Die schlechte Bildqualitaet liegt nicht an Sebastians Kamera, sondern daran, dass ich das Bild anonymisiert habe, damit man Marcella und Ignaz nicht wiedererkennen kann. Die Namen sind uebrigens auch nicht echt. Diese Aktion geht auf Marcellas Wunsch zurueck, nicht erkennbar auf einer Webseite gezeigt zu werden, denn sie hat damit schon mal schlechte Erfahrungen gemacht.
Wir kennen uns schon von mehreren Begegnungen am Torres del Paine-Gebiet, und auch hier werden wir uns noch mehrmals begegnen.
Sie erzaehlen, dass sie "mein" Hamburg auf ihrer Rueckfahrt 2007 von den Lofoten kennengelernt haetten: schoene Stadt, auch Luebeck sei sehr schoen. Ich frage sie, ob das ihre letzte Reise vor dieser gewesen sei, und sie laecheln, als sie antworten, nein, es sei diese Reise.
Ich bin platt, drei bis vier Jahre sind sie auf Achse: echte Weltenbummler. Bisher wurde ich meistens bestaunt. Jetzt staune ich selbst. Aber das uebe ich ja sowieso. Passt gut in meinen Kurs zum Wundern. Ob sie Millionarios seien, frag´ich weiter. Und sie antworten, nein, das nicht, aber mit 3-4 Jahren Arbeit und dann wieder 3-4 Jahren Weltenbummelei ginge es schon, wenn man auf teure Dinge wie Luxusautos und -haeuser verzichtet. Kinder haetten sie keine, also was kostet die Welt?
Schnell geben sie mir noch Tipps fuer Neuseeland, und dann verabschieden wir uns wieder. Die beiden sind einfach zu nett!
Im Campamento De Agostini schlage ich mein Lager auf. Nachdem ich mir mein Essen zubereitet habe, fragt mich ein Paar aus Freiburg, ob ich ihnen mal meinen Coleman-Kocher leihen koenne, denn ihr Coleman sei kaputt und sie haetten maechtigen Hunger. Aber klar doch, kein Problem. Mit meinem Kocher kommen sie dann zu ihrer wohlverdienten warmen Mahlzeit, und so lerne ich Felicitas und Nils kennen.
Zum Tagesausklang gehe ich noch Richtung Gletscher an der nahegelegenen Laguna Torres, die vor dem (fast) unbezwingbaren Cerro Torre (3100 m) liegt.
Und spaeter setze ich mich zum Gucken, Sinnieren und Meditieren noch mal auf den ersten Geroellring vor dem Gletschersee Laguna Torres und schaue zur seeabgewandten Seite.
Dabei faellt mir auf, dass es sogar mehrere Geroell- und Moraenen-Ringe vor dem Gletschersee gibt. Ich sitze auf dem ersten (seenaechsten) Ring, und vor mir erkenne ich 3 weitere Geroellringe unterschiedlicher Hoehe.
Das wiederum bedeutet, dass sich dieser Gletscher (es sind eigentlich zwei, naemlich der Glaciar Torre und der Glaciar Grande) ueber mehrere Phasen zurueckgezogen hat.
Nach dem Besuch des Ausnahmegletschers Perito Moreno kommt also jetzt die andere Seite der Medaille: "Wie sieht es aus, wenn Gletscher schrumpfen?"
Ein hervorragendes Kontrast-Programm mit bestem Lerneffekt. Wenn es nur nicht so traurig waere, dass es sich hier um den weltweiten Normalfall handelt.
Gute Nacht!
Und hasta la vista
Wolfgang
1 Kommentar:
Hola Woifi! Zwei wunderschöne Haikus (....dem Weg ists schnuppe: Note 1 mit ***!!!) u. traumhaft schöne Fotos. Nun ein Patagonien- Abschiedshaiku von mir:
Die Spur des Windes
in deinen Gesichtszügen.
Schön war´s! Guten Flug!
...bin schon gespannt auf die Osterinseln. Herzliche Grüße
von Sabina
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