24. Januar 2009

TAHITI UND MOOREA

Auf diesen Inseln
tickt die Zeit im Wellenschlag
.
Alles wird langsam.



Der Flug von Rapa Nui nach Tahiti war von vornherein ein Schwachpunkt meiner Reise und stand mir regelrecht bevor.



Ich wuerde kurz vor Mitternacht ankommen und mir dann im teuersten Urlaubsland ueberhaupt noch ein Zimmer suchen muessen. Telefonische Versuche vorauszubuchen waren bisher alle gescheitert.

Abends auf dem Weg zum Flughafen fing ich an, mir zu wuenschen, dass der Flug ausfallen moege, obwohl doch jeder weiss, dass man mit Wuenschen sehr vorsichtig und ausgesprochen verantwortungsvoll umgehen sollte.

Aber da stand sie doch schon, unsere mit Koffern und Rucksaecken beladene Maschine.



Und alle 400 bereits eingecheckten Urlauber warteten auf das Boarding-Signal von LAN.

Und warteten. - Ihr wisst schon, was kommt? - Genau! - Der Flug wurde aus technischen Gruenden abgesagt, und die Konsequenzen waeren selbst fuer eine deutsche Fluggesellschaft nicht einfach zu managen gewesen, aber fuer die chilenische LAN/Sektion Osterinsel war es eine Katastrophe:

Mal eben gegen Mitternacht in einem ausbebuchten Urlaubsort 400 Hotelbetten aus dem Boden zu stampfen, alle 400 mit Gepaeck dorthin zu befoerdern und am naechsten Morgen wieder abzuholen.

Ich lag dann um ein Uhr nachts in meinem Ausweich-Hotelbett und schlief ohne Gewissensbisse selig ein. Schoen, wenn Wuensche sich erfuellen.

Am naechsten Morgen fliegen wir um 10 Uhr mit der fuer Santiago bestimmten Maschine in die andere Richtung. 400 Santiago-Urlauber muessen vertroestet werden und verstehen die Welt nicht mehr, eine junge Frau weint. (Das wollte ich doch alles nicht!)

Wir kommen trotz 5 Stunden Flugzeit ebenfalls um 10 Uhr morgens an. Die Zeitverschiebung zu Deutschland erhoeht sich damit von 6 auf 11 Stunden. Aber toll, dass der Pilot von den 118 Inseln auf 5 Archipelen genau die richtige Insel findet, naemlich Tahiti. Findet ihr sie auch?


AUFGEPASST: Dieser Insel-Karte ist dunkelblau eine Europa-Karte unterlegt. Zum Vergleich der Groessenverhaeltnisse!


Alles klappt jetzt trotz feuchtwarmer morgendlicher 28 Grad: Ich bekomme am Bankautomaten des Flughafens mit EC-Karte das noetige Startgeld, schnappe mir sofort einen Bus, der mich zur Inselhauptstadt Papeete bringt und kann am Hafen in der Markthalle noch Verpflegung einkaufen, bevor die Faehre zur schoenen Schwesterinsel Moorea uebersetzt.


Moorea hat die Form eines pummeligen Engels und wird von einer 50 Quadratkilometer grossen Lagune umgeben, die ringsum von Korallenriffen zum offenen Meer geschuetzt wird.Tahiti und Moorea sind wie die Osterinsel vulkanischen Ursprungs. Moorea hat 17 Tsd. Einwohner und alleine Papeete auf Tahiti hat knapp 30 Tsd. Einwohner.


Dort gibt's einen Anschlussbus, der mich um die Insel kurvt


Mooreanische Seeraeuber fahren hier mit dem Bus.


und schon am Nachmittag checke ich im Chez Nelson direkt am Meer ein: Palmen , Pazifik und eine tuerkisblaue Lagune direkt vor meiner Nase! Kann mich mal jemand kneifen? Ich glaub', ich bin im Paradies. Hier herrscht Frieden, Ruhe und Gelassenheit.

Und schon der erste Abend bringt einen der besten Sonnenuntergaenge der letzten (und auch der naechsten) Tage hervor.



Das jedenfalls berichtet mir dieses sehr nette hollaendische Paar


Sorry, aber das Bild mit dem Bier war das bessere!


Willem aus Utrecht und Stijntje (spricht man: "Steentje") aus Leiden. Aber leidend kommen sie mir nicht vor, sondern munter und zugewandt. Willem bietet mir sofort Tauchmaske und Schnorchel an, damit ich die vielen Fische nicht nur von oben sehen kann: Man kann hier ausser vielen bunten und schoenen Kleinfischen in allen erdenklichen Farben auch kleine Haie (ca. 1 m lang) und groessere Sting-Rays (Rochen) sehen. Und ueberall sind kleine Korallenbaenke, wo es von Unterwasserwesen aller Art nur so wimmelt.

Leider fahren die beiden schon nach 2 Tagen ab mit dem (auch meinem spaeteren) Ziel Auckland auf Neu Seeland. Auf Neu Seeland wollen sie 4 Wochen bleiben und dann noch 2 Wochen nach Japan 'rueber (vielleicht treffen wir uns irgendwo, wenn nicht, schreibt doch im Kommentar, wie's euch ergangen ist).


Trotz heftigster Neigung, nur noch "abzuchillen" (neudeutsch fuer "faulenzen"), setzt sich hier und da meine Neugier nach Inselerkundung durch. Und so duese ich mit einem Rad herum und erlebe diese Inselansichten auf dem Weg zu Belvedere, der schoenen hochgelegenen Aussicht, von wo aus ich auch wieder ein wenig wandern kann


Im linken unteren Bild ist eine verrueckt gewachsene Palme zu besichtigen. Bitte Doppelklick!


Und hier sind wieder die ueblichen Verdaechtigen, die man so am Strand trifft,



naemlich Sting, der Bandenchef,

Teva, die Braunschwarze,



Torea, die Mutter,



Carmeline, ihre Tochter



und der kleine Albert mit seiner Mutter Torea,



den ich in der Daemmerung fuer eine Krabbe gehalten habe, weil er so schnell in einer Felsspalte verschand. - Sie gehoeren niemand, manchmal tanzen sie auf dem Tisch, oder sie liegen entspannt um Albert herum.



Unsere Tretboot-Tour zu den Sting-Rays, den Rochen, ist ein eindrucksvolles Erlebnis und faengt vielversprechend an. Zusammen mit dem Schweizer Marcel, dem Chilenen Gonzalo und seiner Freundin fahren wir fruehmorgens 'raus und koennen ein paar Bilder machen.




Beim Tauchen sehe ich ausser den Rochen auch 5 Haie. Einer der 8 Rochen schmust sich an und will sich von Gonzalo (hellblaues Hemd) und mir streicheln lassen. Zuerst haelt der Chilene aber lieber meine Hand.

Beim Kontakt mit dem Rochen spuere ich, dass sie abgesehen von ihrem tueckischen, rasiermesserscharfen Schwanz eine samtweiche Haut haben. Der hatianische Tourfuehrer einer anderen Gruppe toppt dann alles (Bild unten rechts), als er die Rochen an sich hochsteigen laesst. - Brrrrrrrrr...!



Bei einer Ueberlandfahrt finde ich auch interessante Hinweise auf die Ureinwohner von Moorea, die den Standort ihrer Wohnstaetten mit rituellen Handlungen (Pfeil und Bogen) bestimmten. Auch Menschenopfer wurden vor grossen Festen dargebracht, um die Goetter milde zu stimmen (Bild unten rechts).



Ansonsten sind die Bilder der Umgebung trotz monochromer Darstellung genauso eindrucksvoll wie die Insel heute noch eindrucksvoll ist.

Ebenso wie die Menschen, z.B. beim Tanzen eindrucksvoll sind.






Verstaendlich, dass ein Ur-Typ wie Marlon Brando nach seinem Schnupperkurs mit dem Film "Meuterei auf der Bounty" in der Rolle des Fletcher Christian reif fuer seine eigene Insel wurde (er hatte tatsaechlich eine kleine polynesische Insel gekauft und dort auch gelebt) und zwar nicht, weil Kapitaen Bly so ungerecht war, sondern weil ihn das Exotische, das Andere, das Wilde so unbaendig anzog, vor allem exotische Frauen.



1788 landete die Bounty auf Tahiti, und der "Sittenverfall" bei der Mannschaft des Schiffes begann. Muss ich hier vorsichtig sein?

Aber nein! Ich spuere, dass ETWAS in mir arbeitet. - Es ist eine Wandlung, eine Art von Transformation, die sich anbahnt - schon nach wenigen Tagen hier auf Moorea. Das Dumme ist, ich weiss noch nicht, worum es genau geht. Doch ich habe einen maechtigen Verbuendeten, der mir bei diesem Prozess helfen wird: den Engel "Transformation". Schon vor knapp 3 Monaten ist mir u.a. dieser Schritt angekuendigt worden. Jetzt soll's losgehen, denn ich habe die Karte "Transformation" erneut gezogen. Ich nehme mir Zeit, gehe in mich und finde heraus, dass mein bisheriger Reisestil von zu viel Planung und Wollen gepraegt war, obwohl es auch aeusserst spontane Wendungen gab.

Denn du kannst nicht reisen, ohne dich nicht auch mit deiner Umgebung zu verbinden und ... dich dabei zu veraendern. Das Gleiche hat die Mannschaft der Bounty in den Jahren nach 1788 erfahren, zerfiel in zwei Lager (der Veraenderungswilligen und der Veraenderungsgegner) und es kam zur Meuterei. - Eben ein Stoff der Weltliteratur, weil es ein archetypisches Thema der Menschheit ist.


Ich habe zu dieser Thematik folgendes Doppel-Haiku geschrieben:



TRANSFORMATION



Du musst es lassen.

Transformation geschieht dir.

Wollen verschwindet.



Werde wie Regen,

wie eine Welle im Wind

auf der Lagune.







Noch Fragen?

Falls ja:
Herkommen,
sich transformieren lassen.
Alles Weitere ergibt sich.








Hasta la vista
Wolfgang

17. Januar 2009

RAPA NUI - DIE OSTERINSEL

Pazific brandet,
Surfer tanzen darueber

dicht am Wellenkamm.




Schon vom Flugzeug der LAN-Linie aus sehe ich neugierig dies:






und nachdem wir Osterinsel-Turis am Flughafen Mataveri ausgestiegen sind (die anderen fliegen noch nach Tahiti weiter, was ich in einer Woche auch tun werde),







buche ich bald darauf ein Zimmer mit Dusche bei Elvira und mache noch einen stimmungsvollen Abendspaziergang zum Hafen. Hat doch so weit alles gut geklappt.







Nun bin ich also hier. Alles ist so anders hier und so viel waermer. Stueck fuer Stueck meiner viel zu warmen Klamotten verschwindet im Rucksack. Der Zeitunterschied zu Deutschland vergroessert sich um 2 auf 6 Stunden.

Die Preise hier sind wesentlich hoeher als in Chile, da ja fast alles eingefuehrt werden muss. Trotzdem habe ich noch eine relativ preiswerte Unterkunft im Residencial Apina Tupuna gefunden, aber meine Wirtin, Elvira, ist ein Besen. Die netten Chilenen sind Vergangenheit, obwohl die Osterinsel zum chilenischen Staatsgebiet gehoert. Die Insulaner aber sind ein ganz besonderer Menschenschlag, doch davon spaeter.


In meinem Zimmer haengen diese beiden stilisierten Bilder von Ureinwohnern.







Die Frau kommt mir seltsam bekannt vor.



Am naechsten Morgen moechte ich unbedingt die ersten "Koeppe" sehen. Der erste steht schon am Fischerei-Hafen von Hanga Roa, dem Hauptort der Insel.





Sieht ein bischen gnaddelig aus oder? Aber bei Sonnenuntergang macht er das wett.





Und ich forsche weiter. Wenige Meter weiter steht dieser Moai an der Plaza "Hotu Matua":





Er ist etwas Besonderes, denn Moai gucken normalerweise zum Inselzentrum. Dieser aber schaut auf´s Meer hinaus. Es gibt noch eine zweite Ausnahme, naemlich die "Sieben Moai" im Inselinneren.



Warten auf die Ankunft des Koenigs



Der Legende nach stellen sie die 7 Kundschafter dar, die im Auftrag von Koenig Hotu Matua als Vorhut auf die Insel kamen. Sie blicken in Richtung des Archipels, von dem Hotu Matua vermutlich stammt.


Wo kommen die Ureinwohner Rapa Nuis her?


Thor Heyerdahl machte von 1955 bis 1956 eine Expedition zur Osterinsel und versuchte mit seinem Team, einen Moai wieder aufzurichten. Zu diesem Zeitpunkt gab es keinen einzigen stehenden Moai auf der Insel mehr!





Er brauchte fuer diese Aktion mit 13 schaufelbewaffneten Helfern "nur" 18 Tage. Am Abend vor dem Start wurden allerdings die Geister des Aufstellungsortes in einer speziellen Zeremonie um ihren Beistand gebeten.

Schon 1947 versuchte er, mit seinem beruehmten Floss "Kontiki" zu beweisen, dass die Osterinsel vom peruanischen Festland aus besiedelt wurde. Das Holzfloss kann heute noch im Museum in Oslo bewundert werden.

Aber die neuere Wissenschaft kam auf Grund genetischer und linguistischer Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Osterinsel im 5. Jh. nach Chr. von polynesischen Inseln aus besiedelt wurde. Strittig ist nur, ob in einer Aktion oder in mehreren Schueben.

Also koennte die Legende stimmen,





nach der Rapa Nui von Koenig Hotu Matua und seinen Gefolgsleuten mit grossraeumigen Doppelbooten angesteuert und besiedelt wurde. "Matua" heisst auf Rapanui "Vater" und auf Polynesisch "Stammvater".



Warum heisst die Insel Osterinsel?


Weil der Hollaender Roggeveen sie am Ostermontag 1722 angeblich als erster entdeckt hat. Fuer die Ureinwohner der Insel aber ist und bleibt bis heute der echte Name "Rapa Nui".



Wie ist die Osterinsel entstanden?

Die Osterinsel ist vulkanischen Ursprungs.

Wen´s interessiert:
Sie entstand vor 3 Mio. Jahren, als sich der Vulkan Poike (rechter Inselzipfel) etwa 3000 m vom Meeresboden erhob, vor 2 Mio. Jahren folgte der schoene Rano Kau (links unten) in der Naehe des Hauptortes Hanga Roa, und unser Juengster heisst Terevata (obere Ecke), der sich erst vor 200 Tsd. Jahren erhob und die beiden aelteren Geschwister mit einer riesigen Lavaflaeche zusammenfuegte. Dazwischen gibt es 100 weitere kleine Krater und eruptive Zentren, die das
rechtwinklige Inseldreieck in der heutigen Form komplettierten. Im Querschnitt ab dem Meeresboden ist die Osterinsel ein trapezfoermiger Hot-Spot mit einer Gesamtoberflaeche, die 50 mal so gross ist wie das, was man ueber dem Wasser sieht.







Den schoensten Vulkan Rano Kau (unten links) nehme ich mir als erstes vor.







Im Vulkankegel gibt es einen riesigen Vulkansee, eigentlich ein wunderbares Biotop, das mit Regenwasser gefuellt ist und bestens gegen Wind geschuetzt ist. Hier gibt es Pflanzenarten, die eigentlich auf der Insel schon ausgestorben sind.






Gleich rechts von hier, noch auf dem Vulkankegel befindet sich das antike Dorf Orongo, von wo aus vor hunderten Jahren der beruehmte "Vogelmann-Kult" betrieben wurde. In dem hoechst sehenswerten Film "Rapa Nui" von Kevin Kostner wird der Vogelmann-Wettbewerb der Krieger der verschiedenen Inselstaemme sehr eindrucksvoll dargestellt.

Es ging darum , dass von einer kleinen Nachbarinsel das erste Ei einer Rauchseeschwalbe gefunden und schwimmend, kletternd, laufend auf die Hauptinsel nach Orongo zurueckgebracht werden musste. Der Sieger wurde als "Vogelmann" fuer ein Jahr Inselkoenig oder bestimmte seinen Haeuptling dazu. Um diese Position wurde zwischen den Staemmen und ihren Kriegern hart gerungen.

Auch heute noch kann man sich vorstellen, was damals abging. Man muss sich dazu nur ein ganz normales Fussballspiel und seine Spielertypen ansehen. Aus Deutschland kenne ich einen derart ungestuemen Einsatz nicht. Dafuer gibt´s aber auch einige Fehlpaesse.

Mein Wohnungsnachbar Stan,
ein weisser Suedafrikaner erzaehlt mir, er haette mit seiner Rugby-Mannschaft aus Suedafrika gegen eine Auswahl der Suedseeinsel Tonga gespielt. Noch nie sei er mit so viel physischer Kraft konfrontiert gewesen. Sie haetten nur mit Muehe und Not knapp gewinnen koennen.










Der Spieler im Auto unten rechts erholt sich in der Halbzeit erstmal bei einem Joint. Danach ging´s nicht mehr ganz so ungestuem, dafuer aber inspiriert weiter.



Wie wird der Vogelmann aktuell dargestellt?


Vogelmann-Darstellungen
gibt es heute noch in den verschiedensten Varianten, z.B. als Schluesselanhaenger meines Zimmers oder als Symbol einer Energiesparkampagne. Hier sind einige Beispiele:









Auf der Hauptstrasse von Hanga Roa finde ich das folgende Filmplakat zum Film "Rapa Nui".






Der Film war eine der besten Entwicklungshilfen fuer die heutigen Pascuenser (abgeleitet von Isla de Pascua=Osterinsel).


Sind die
Pascuenser stolz darauf, Chilenen zu sein?

Eher nicht! Erstens haben sie als Polynesischstaemmige ein ganz anderes Naturell und zweitens wurden in der Vergangenheit seit der Anexion der Osterinsel durch den Staat Chile 1888 ueberwiegend schlechte Erfahrungen gemacht. Bis 1965 fanden weder die von Chile versprochene Unterstuetzung durch Schulen und Gesundheitswesen, noch dringend notwendige Infrastrukturmassnahmen statt. Erst seit Ende der 60er Jahre wurden Pascuenser als chilenische Staatsbuerger anerkannt und mit regionalen Wahlrechten ausgestattet.

Die Uebergabe der Osterinsel 1888 durch einen Inselhaeuptling an einen chilenischen Marineoffizier kann man in Hanga Roa als Denkmal bewundern. Natuerlich feiert Chile dies als Beginn der Zivilisation, aber fuer die Kultur der Pascuenser war kurz vorher, 1877, der Tiefpunkt einer einst sehr erfolgreichen und hochstehenden Kultur. Es gab zu diesem Zeitpunkt nur noch 111 Inselbewohner, von denen bloss 36
Nachkommen der Rapa Nui-Ureinwohner waren. Heute leben alleine im Hauptort der Insel wieder fast 4 Tsd. Einwohner.


Wie kam es zum Untergang der Inselkultur?

Eindeutige Antworten:

1) durch die selbstverschuldete Uebernutzung der Natur
2) einer bis auf 7-10 Tsd. Menschen angewachsenen Bevoelkerung,
3) die sich in einem internen Krieg um ca. 1680 fast selbst ausloeschte, und
4) den Rest besorgten Seeraeuber, Freibeuter und auslaendische Grossmaechte.



Was empfiehlt der Reisefuehrer?

Mein Reisefuehrer empfiehlt den Besuch des sonntaeglichen Fruehgottesdienstes: Also schnappe ich mein Mountain-Bike und fahre hin. Etwas voller ist es schon als auf dem unteren Bild zu sehen. Fast 400 Gaeste besuchen die Kirche. (Gut die Haelfte sind allerdings Touristen. Und so sind die Baenke fast voll besetzt.)





Der Gottesdienst ist deshalb so besonders, weil die Insulaner die katholische Zeremonie mit traditionellen Rapa-Nui-Gesaengen und Musikklaengen anreichern.

Es ist, als ob Ry Cooder persoenlich den "Hanga Roa-Social Club" (gibt's leider noch nicht!) mit seiner Slide-Gitarre begleitet. Im Rythmus der ozeanisch wogenden Pazifikwellen schmelze ich dahin.


Wieviel Steinfiguren gibt es auf der Insel?

Die kolossalen Steinfiguren mit 3, 4, teilweise 10 m Groesse haben riesige Koepfe, die ein Drittel, manchmal sogar die Haelfte ihrer Gesamtgroesse ausmachen.

Einige haben rote Kopfbedeckungen, fast alle einen spoettischen Blick, ein energisches Kinn und zusammengekniffene Muender. Fast 1000 Moais, so heissen die Steinfiguren, die auf Ahus
(insgesamt 245 Tempelanlagen) stehen, befinden sich auf der Insel.


Warum sind die Koepfe so gross? Und warum schauen Moai so merkwurdig mit spoettisch verkniffenem Mund?

Die Groesse der Koepfe war das Ergebnis des Konkurrenzdenkens der Inselstaemme. Die Groesse sollte auch die Schutzwirkung des Stammes-Ahnen gegen boese Geister erhoehen.

Zum verkniffenen Mund koennte
ein Hinweis sein, dass in einigen polynesischen Kulturen die Zunge des verstorbenen Haeuptlings herausgeschnitten wurde. Der zu seinem Nachfolger bestimmte Sohn musste diese essen, damit Weisheit und Redekunst des Vaters auf ihn uebergehen konnte. Danach wurde der Mund des verstorbenen wieder zugenaeht. Klar, dass das verkniffen aussieht.


Hatten alle Ureinwohner einen Moai zur Ahnenverehrung?

Jeder Stamm auf Rapa Nui hatte einen Ahu mit dem Moai seines Stammesvaters. Drum herum wurden die Wohngebaeude errichtet: relativ niedrige Stein-Unterkuenfte oder strohbedeckte, schiffskoerperartige
Behausungen. Das folgende ist ein unfertiges Modell:





Teilweise wurde auch in Hoehlen gewohnt, deren Waende mit Zeichnungen (z.B. Vogelmanndarstellungen) und Schriftzeichen (Petroglyphen) bedeckt waren.





Im Inneren der Hoehle, die frueher auch als geschuetzter Aufbewahrungsort fuer moeglichst weisshaeutige Jungfrauen diente, finden sich die folgenden Details:






Kann man die Schriftzeichen heute deuten?


Die Rapa Nui-Schrift ist bis heute nicht entschluesselt. Jeder Wissenschaftler, der dies versuchte, ist daran gescheitert.


Wo befanden sich die meisten Siedlungsorte?

Fast alle fruehen Siedlungen befanden sich an der Kueste. Dies hatte einen ganz besonderen Grund, denn auf der Insel gibt es keine Fluesse und Seen (ausser der Vulkanssee im Rano Kau).
Obwohl es genuegend Regen auf der Insel gibt, versickert das Wasser sofort im Boden aus
poroesem Vulkangestein. Erst in tieferen Schichten sammelte bindiger Boden das Wasser und leitete es ab in Richtung Kueste. Es fliesst dann ins Meer. Als die ersten Europaer die Einheimischen dort Wasser schoepfen sahen, dachten sie, dass diese Salzwasser trinken wuerden.


Hier sind die ersten Impressionen von meiner Suedkuestenfahrt.










Einige Moai konnten natuerlich nicht wiederaufgerichtet werden. Teils zerbrochen liegen sie regelrecht auf der "Schnauze". Trotzdem beeindrucken sie, wenn man davor steht.


Vor allem beeindrucken diese 15 Moai, die auf dem Ahu Tongariki stehen, der groessten und beruehmtesten Tempelanlage der Insel.





Komplett zerstoert und wiederaufgebaut!



Sie sind 1960 durch ein Seebeben bei Valdivia und die anschliessende Flutwelle komplett zerstoert worden. Kein Stein blieb auf dem anderen. Der chilenische Archaeologe Claudio Cristino hat sie nach alten Fotos komplett restauriert mit Teilen, die bis zu 50 Tonnen wogen.

Nicht minder beeindruckend ist die Moai-"Fabrik" am Vulkan Rano Raraku. Dort stehen noch 397, meist fertige Moai (wie bestellt und nicht abgeholt).

Hier ein Ueberblick:






Der groesste Moai der Insel mit 21,40 m befindet sich noch in seinem
Felssteinbett.



Zum Ausruhen faehrt man hier an den Strand von Anakena im Nordwesten der Insel,







dort steht auch der von Thor Heyerdahl wiederaufgerichtete Moai








sowie die ebenfalls sehr schoen restaurierte Anlage, der Ahu Nau Nau.








Nahe der Inselhauptstadt Hanga Roa findet man den einzigen Moai, dem (nachtraeglich nachgebildete) Korallenaugen eingesetzt wurden. Er traegt ausserdem einen roetlichen Pukao als Kopfschmuck.





Fuer die Ureinwohner galt: Erst ein aufgerichteter Moai mit leuchtenden Augen hatte die Mana, die goettliche Kraft, durch die alle Nachfahren des Stammes beschuetzt werden konnten.


Mit weiteren stimmungsvollen Bildern von dieser uralten Hafen- und Dorfanlage






Ahu Tahai aus dem 12. und dem 7. Jh. nach Chr.







soll´s dann auch gut sein mit so viel steingewordener Geschichte und Energie.







Zum guten Schluss mache ich noch eine Wanderung zum Vulkan Terevaka im Norden der Insel. Der Vulkankegel dort ist etwas enttaeuschend, nicht so spektakulaer wie der des Rano Kau.

Aber oben "on the top" mit Rundumblick auf alle Vulkane der Insel ist´s einfach wieder mal Spitze.







Spuert ihr den subtropischen Wind um mich herum?





Ueberhaupt ist die Osterinsel "Rapa Nui" Spitze,
- welch ein unglaublicher Energie- und Kraftort mitten im Pazifik!







Hasta la vista
Wolfgang