9. Mai 2009

THAILAND

Auf Thailands Inseln
Kho Samui und Kho Pha-Ngang

wird nur noch relaxt.








"Thailand oder lieber nicht Thailand", frage ich mich seit Dezember letzten Jahres, seitdem der Flughafen von demonstrierenden Gelbhemden beaengstigend lange lahmgelegt worden war.

Als sich wieder Demonstrationen ereignen, bin ich zunaechst unschluessig, ob ich den Flug absagen und aendern soll, doch ein Hintergrundbericht im australischen Radio beruhigt mich wieder. Denn eigentlich ist es ein gutes Zeichen, dass diesmal die Rothemden demonstrieren, denn sie sind die Anhaenger des frueheren Ministerpraesidenten Taxim, der wegen Korruption seines Amt enthoben und dewegen in Thailand auch rechtskraeftig verurteilt wurde. Aber sie verlangen trotzdem seine Wiedereinsetzung und offenbaren damit ihre reaktionaere Gesinnung.


Die Frage ist nur, wie sich diesmal das Militaer verhaelt?

Zum Glueck unterstuetzt das Militaer nach relativ kurzer Zeit die demokratischen Kraefte und signalisiert den Demonstranten, dass man weitere Uebergriffe wie den Angriff auf den amtierenden Regierungschef sowie gewalttaetige Demonstrationen nicht laenger dulde. Darauf ziehen sich die Rothemden zurueck, und die Lage beruhigt sich.



Die einzige Demonstrantin auf dem Flughafen in Bangkok ist diese Lady, die
uns mit einer Gesangs- und Instrumental-Demonstration empfaengt.











Nicht weil ich Unruhen fuerchte, sondern weil mein Grossstadtbedarf nach Sidney erstmal gedeckt ist, verlasse ich Bangkok bereits am naechsten Tag,








um nach Kho Samui zu fliegen, einer Insel mit traumhaften Straenden 600 km suedlich von Bangkok im Golf von Siam.

Neben mir sitzt ein Tourist, der sich fuer seinen Urlaub auf der Insel erstmal eine Begleiterin
aus Bangkok mitgebracht hat.





Freier und (vom Alltag) Befreite





Es ist sehr touristisch hier, zum Glueck hat die Hauptsaison noch nicht begonnen.

Die Empfangshalle des Flughafens auf Kho Samui ist exotisch und geschmackvoll gestaltet.








Man kann auch schon auf einem nahegelegenen Berg den goldenen Tempel sehen.

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Die Anlage, in der ich einen Bungalow gemietet habe, hat jetzt kaum Gaeste. Das wird sich in 1 bis 2 Monaten aendern.

Ebenfalls Gast, aber kein zahlender, ist Alan aus Brisbane in Australien. Ich freunde mich mit dem sympathischen 63-jaehrigen schnell an, leider fliegt er in wenigen Tagen ab,








denn er arbeitet in Brisbane in der Bergbaubranche und muss dafuer bald wieder in verschiedene Laender Afrikas, Asiens und Suedamerikas reisen.

In 2 Jahren wird er pensioniert, dann moechte er hier in der Gegend eine kleine Bungalowanlage betreiben. Seit einigen Jahren beraet er die Chefin dieser Anlage bereits in Umbaufragen und technischen Verbesserungen.







Das Ergebnis all dieser Verbesserungen: Spitzenplatz in der Gaestebewertung und gleichauf mit 5 mal so teuren Anlagen.





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Mein erster Bummel ueber den Wochenmarkt zeigt, was heute auf dem Speisezettel stehen koennte: ein paar anstaendige Kroeten.

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Bei 33 bis 38 Grad geht man hier ausser am Strand kaum zu Fuss. "Kann man bei euch ein Fahrrad leihen", frage ich Alan. Er schaut mich mitleidig an. Hier faehrt man Moped.

Kinder scheinen bereits motorisiert auf die Welt zu kommen. Die vielen kleinen Jet-Ski Motorboote, die mit Affenzahn ueber's Wasser kurven, mag Alan aber auch nicht. Immerhin muessen alle, die uns etwas verkaufen wollen, am Strand entlanglaufen wie diese eisverkaufenden Jungs.

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Ein Internetshopbetreiber fragt mich, wie ich zu meiner Unterkunft kommen wuerde. Als ich antworte: "Zu Fuss", macht er ein aeusserst bedenkliches Gesicht. Schliesslich handelt es sich ja um eine Strecke von 500 Metern.








Ich wage gar nicht mehr zu erwaehnen, dass ich auf meiner Reise schon laengere Wege bewaeltigt habe.








Insgesamt bin ich wohl eine Distanz von 1000 km gewandert (das entspricht also ungefaehr der Strecke von Flensburg nach Muenchen).








Aber all das liegt irgendwie schon weit hinter mir. Ich habe bereits dieses chillige Insellaecheln.






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Und die hiesigen Welt-Toptemperaturen bis zu 38 Grad (nur Delhi hat derzeit mit 43 Grad noch mehr Waerme),

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bewahren mich davor, die 1000 km noch zu verlaengern.
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Allerdings passt das perfekt mit meinem Beduerfnis zusammen, nur noch zu relaxen




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und waehrend der letzten Wochen nichts Anstrengendes mehr zu unternehmen


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oder mich aeusseren oder inneren Unruhen auszusetzen.



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Eines Tages verlasse ich Kho Samui, um mich auf die Nachbarinsel Kho Pha-Ngan schippern zu lassen.

Hier sind ein paar Bilder von Kho Pha-Ngan:

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Dort ist es einsamer und wenig touristisch. Ich habe eine kleine Huette am Strand gebucht, direkt hinter einer Palme. Und am Himmel ueber dem Meer erwartet mich bereits ein Fischadlerpaerchen.

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Von der Huette sind es 15 Meter bis zum Meer. Gerade noch zu schaffen! Der Strand ist einfach traumhaft.
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Dass man dem weiten Himmel und der himmlischen Weite so nah ist, spuere ich nicht nur hier in Thailand, sondern ueberall waehrend meiner Weltreise, vor allem aber in Patagonien. (Ich hoffe, dass dies auch in einigen Bildern zum Ausdruck gekommen ist.)

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Im Alltagserleben geht mir diese "Verbundenheit" leider oft verloren. Man hat ja auch fest auf dem Boden der Tatsachen dieser Erde zu stehen und nur an einen Himmel ueber uns zu glauben - mit einem Vater, der zwar "unser" ist, aber eben da oben, und wir sind hier unten.
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Gut, dass es vom "Vater Unser" ein aramaeisches Original gibt, dessen urspruengliche Worte wie folgt uebersetzt werden koennen:

"Strahlender: Du erstrahlst in uns, um uns herum - selbst die Dunkelheit strahlt - wenn wir uns erinnern." (Vgl. Douglas-Klotz, "Das Vaterunser")

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So gesehen fuehlt man sich dem Himmel bereits viel naeher, und in der Ferne treffen sich Himmel und Landschaft ja sowieso.

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Vielleicht haben die Tage in meiner Einsiedlerhuette am Strand von Kho Pha-Ngan, wo es keine Hektik gibt, sondern nur den Wellenschlag, den Sand und den weiten Himmel mir noch einmal die Sinnsuche meiner Weltreise vor Augen gefuehrt:







Am Anfang war das Fernweh und der Wunsch, meine Moeglichkeiten und Grenzen zu erfahren. Dann regte mich das Maerchen "Der Mann, der auszog, das Fuerchten zu lernen" an, meine verloren geglaubte Faehigkeit des Staunens und Wunderns wiederzuerlernen.

Ich wollte die Welt staunend erfahren, und zwar die verbundene Welt mit ihren Landschaften, dem Himmel darueber, mit den Menschen dazwischen und ich mittendrin. Dass ich wieder lernte, zu staunen, aber auch meinen tiefsten Aengsten in's Auge zu blicken, damit hatte ich nicht gerechnet.

Genausowenig hatte ich damit gerechnet, dass die unerwartet vielen Staunanlaesse ein zunehmendes inneres Strahlen in mir entwickelten. Manchmal hatte ich fast das Gefuehl, zu fliegen.

Fuer all diese bereichernden Erfahrungen bin ich ausserordentlich dankbar und betrachte sie ebenso wie andere Weltreisende als ein sehr kostbares Geschenk, das ich sicher nie vergessen werde.








Ist Thailand jetzt definitiv die letzte Station meiner Weltreise? - Ja, ich glaube, das ist so.











Ich freue mich schon riesig auf "la vista"
Wolfgang

2. Mai 2009

IN SIDNEY

Ja, am Flughafen -
zwischen Ein- und Ausatmen

bleibt die Zeit kurz stehn'.






Der Anflug auf Sidney mit seinen 3,6 Mio. Einwohnern ist schon mal ein spezielles Erlebnis fuer sich.









Extralange kurven wir im Langsamflug ueber der Stadt. Man kann die maritime Lage der Hafenregion bestens erkennen.









Die Traditionsfluggesellschaft Quantas hat sich bei der Presse gerade mit ihren umfangreichen Entlassungsplaenen unbeliebt gemacht.



In Sidney checke ich
mitten in der Stadt im vergleichsweise teuren (16 Euro) YHA Central ein. Es ist ein Riesenklotz mit Sauna und Swimmingpool im obersten 9. Stockwerk, und damit ist das Gebaeude noch relativ klein. Wer als Bauwerk was auf sich haelt, ist hier mindestens 30 Stockwerke gross. Trotzdem ist der Blick von der 9. Etage auf Darling Harbour und Teile der Stadt bereits eindrucksvoll.

Dieses 5 Sterne-Jugendherbergshotel ist eines der modernsten der Stadt. Das beste aber ist die Atmosphaere, die keinesweg
"klotzig" wirkt.










Selbst im Speiseraum kann man entspannt sitzen und bei klassischer Floetenmusik in aller Ruhe sein Fruehstueck geniessen. Hier findet man auch gemuetliche rote Sitzecken, Kronleuchter und ein Klavier (das allerdings einen PC beherbergt).





oben rechts: Lese- und wireless Notebook-Tisch




Ueberall bieten sich kleine Ecken zum Verweilen und "fuer sich sein" an.




kleiner, schallgeschutzter "Palmengarten" fuer ruhebeduerftige "wireless-fans"




Sogar ein kleines Kino gibt's hier. Man hat nie das Gefuehl, in einem Massenbetrieb zu sein.

Aber was schwaerme ich hier herum, schliesslich bin ich nicht wegen der Unterkunft nach Sidney gekommen.
Schon eher, um den hochgelobten Stadtteil Darling Harbour kennenzulernen,








der die Innenstadt mit der Wasserseite verbindet. Aehnlich wie in Hamburg die neue Hafencity, aber unvergleichlich viel groesser.










Seit 1986 wird am Komplettumbau dieses vormaligen Gewerbe- und Industriehafenbereiches gearbeitet. Und noch viel frueher sah diese Gegend folgendermassen aus.








Aber selbst heute gibt es hier noch beachtliche Baustellen, die gut getarnt zwischen den fertiggestellten Erholungsflaechen liegen.











Auch der Chinesische Garten (Friedensgarten) , der groesste ausserhalb Chinas, gehoert zum Umbauprojekt, ist aber schon lange fertiggestellt.








Irgendwann mache ich eine Fahrt mit dem Stadttourbus, natuerlich mit dem roten Doppeldecker. Die erste Fahrt startet um 8.30 Uhr, und ich bin der einzige Fahrgast in einem Riesenbus. Vorbei geht's an Museen und Darling Harbour









vorbei auch am beruehmten 305 m hohen Sidney-Tower (nach dem Sky-Tower in Auckland mit 328m der zweithoechste Fernsehturm der Suedhalbkugel) bis zur Sidney Harbour Bridge.









Dort steige ich erstmal aus, denn an jeder der etwa 20 Haltestellen kann man
beliebig lange eine Auszeit nehmen. Will man weiter, kommt nach spaetestens 20 Minuten ein neuer Bus.









Jetzt moechte ich mir die
Sidney Harbour Bridge, eine gigantische Konstruktion aus Stahl anschauen.









Man kann dort auch als Fussgaenger 'ruebergehen und hat den besten Blick auf das beruehmte Operngebaeude mitten im Hafen.









Darauf konzentriere ich mich natuerlich zuerst, als ich oben auf dem 50 Tsd. Tonnen-Ungetuem stehe.









Boote sehen von hier aus wie Miniaturspielzeuge, wenn nur die brimborioese Heckwelle nicht waere.









Der Spitzname der Harbour Bridge ist uebrigens "Kleiderbuegel". Arbeiter, die am Kleiderbuegel ausbessern, sandstrahlen, anstreichen, haben mit der Instandhaltung der bisher 77 Jahre alten Bruecke eine Lebensaufgabe gefunden.

Der berühmteste Brückenmaler hier war übrigens Paul Hogan, der es dann vom Anstreicher zum Schauspieler gebracht hat und als "Crocodile Dundee" weltberühmt wurde.

Die Bruecke ist mit etwa 10 Mann Wachpersonal, schwer zu ueberkletternden Zaeunen und diversen Ueberwachungskameras gut gesichert.









Man hat es hier ja nicht nur mit Lebensmueden, sondern auch mit bungyspringenden Spass-Jaegern zu tun.

Als ich nur mal kurz anhalte und mir auf dem Brueckengelaende etwas ins Notizbuch schreibe, kommt bereits dieser Herr von der Security









wie zufaellig angeschlendert. Dann sieht
er , dass ich kein 100 m langes Bungyseil aus meinem Rucksack ziehe und kehrt zu seinem Standort zurueck, um weiter "Position zu halten".

Nachdem ich genug gesehen habe, sauge ich noch einmal tief die Hafenluft ein, um zu testen, ob sie ein wenig nach Elbe schmeckt. Aber Pustekuchen, es riecht zwar nach Hafen, aber nicht nach meinem Heimatfluss. Als "Elbling" (=an der Elbe Geborener) kann ich die Nuancen gut unterscheiden.

Dann nehme ich den naechsten Doppeldeckerbus und kurve weiter durch die Stadt.





Wasserspiel im Ruhezustand an der Darlinghurst Road




In der Darlinghurst Road, wo sich das Rotlichtmilieu Sidneys befindet, steige ich aus. Es gibt hier Bars und Nachtclubs. Auch sehe ich ein paar Professionelle, die mich mit gewinnendem Laecheln anschauen und ein junges Maedel mit einem Riesenstoffteddy im Arm sitzt hinter einer Glasscheibe wie die gesetzteren Damen in der Hamburger Herbertstrasse. Lolita laesst gruessen. Aber alles haelt sich hier ziemlich im Rahmen, und rotlichtmaessig hat die Reeperbahn nun mal die Nase vorne.

Die naechste Station ist dann das Opernhaus von Sidney. Aussteigen ist natuerlich Ehrensache.









Man sieht von hier nicht nur auf das Wahrzeichen Sidneys, sondern auch auf die rueckwaertig liegende Stadt, das Government House und die ersten Auslaeufer des koeniglichen botanischen Gartens. Gut, dass ich hier ausgestiegen bin, ein wunderbarer Standort.









Ich fahre noch eine Station weiter und komme an diesem monumentalen Reiter vorbei.









Der Haupteingang des Botanischen Gartens ist mein naechstes Ziel. Der Botanische Garten wurde 1816 auf der ersten Farm der Kolonie gegruendet.









Am Eingangsmonument, wo der erste lokale Gouverneur (von 1788), Phillip, dargestellt wird, sitzt man ganz entspannt auf und an dem Denkmal.







Der Rosengarten ist einer meiner ersten Anlaufpunkte. Keine Angst, ich halte mich zurueck. Das Thema Rosen hatten wir schon mal.

Aber die folgende Skulptur erregt meine Aufmerksamkeit, weil der Ausdruck des jungen Mannes eine hohe Intensitaet ausstrahlt.





Der Jaeger horcht in den Wald.



Die bereits restaurierte Skulptur stammt aus der Jugendstilzeit und traegt den Titel "The Hunter" (=der Jaeger).










Jetzt werde ich doch mal meinen Rosen untreu, weil diese tropischen Lilien meine gewachsene Staunfaehigkeit enorm herausfordern. Ich finde sie noch beeindruckender als die Riesenfledermaeuse (flying foxes), die hier zu Hauf an einigen Baeumen haengen.

Und auch der Ausdruck dieses kleinen Engels zieht mich magisch an.








Es handelt sich um das Geschenk einer Familie, deren junger Sohn frueh verstarb, an den Botanischen Garten.

Als ich wieder in den Bus steige, kommen wir zum Schluss noch an St. Mary's Cathedral vorbei, der Mutterkirche des Katholizismus in Australien. 1868 wurde hier der Grundstein gelegt.









Am Zentralbahnhof verlasse ich den Bus und sehe diesen chinesischen Musiker, der auf seinem Saiteninstrument spielt. Junge Chinesen legen etwas Geld auf den Teller des alten Mannes.









Ein starker Kontrast zu dem Musiker ist das junge Aboriginekind, das von seiner weißen Pflegemutter in einem Einkaufswagen befördert wird.









Kurz bevor ich abreise, sehe ich noch einen City-Ranger mitten in Sidney. Bisher habe ich Ranger immer nur in Nationalparks erlebt. Vielleicht soll die Stadt ja auch zum Nationalpark erklaert werden.

Im Vergleich zu Auckland ist Sidney natuerlich viel voluminoeser. Man kann sich hier aber auch besser verlaufen. Mir gefaellt Auckland etwas besser, weil es alles in allem gemuetlicher und uebersichtlicher wirkt. In beiden Staedten aber sind Segelboote ein fester Bestandteil der Hafenkulisse, und das
empfinde ich als grosse Bereicherung fuer die Atmosphaere eines Hafens. Hinzu kommt, dass ich vieles in und um Sidney noch nicht gesehen habe, z.B. die stadtnahen Straende wie den Bondi Beach oder im weiteren Umfeld die Blue Mountains.

Aber auch als "Hamburger" muss ich neidlos anerkennen: Sidney ist eine tolle Stadt!







Leider fehlt mir hier der Elbgeruch.










Hasta la vista
Wolfgang